Prognos-Studie: Arbeitslosigkeit, Sozialversicherungen, Staatsverschuldung - die Sorgenkinder bis 2030
Archivmeldung vom 03.04.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie deutsche Wirtschaft wird in den nächsten zweieinhalb Jahrzehnten keine Vollbeschäftigung erreichen - das prognostiziert das Schweizer Wirtschaftsforschungsunternehmen Prognos in einer umfangreichen Studie über die langfristige wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands.
Vor allem die Arbeitsmarktchancen für
gering Qualifizierte werden sich durch Rationalisierung,
Strukturwandel und Globalisierung demnach in Zukunft weiter deutlich
verschlechtern und zwingen die Politik gegenzusteuern, heißt es in
der 700 Seiten umfassenden Untersuchung mit dem Titel "Prognos
Deutschland Report 2030". Das Handelsblatt stellt in seiner
Montagausgabe die Kernergebnisse der Studie exklusiv vor.
"Langfristig wird die Arbeitslosigkeit dennoch deutlich sinken",
so Prognos Geschäftsführer Christian Böllhoff. Für 2030 rechnet
Prognos noch mit rund 2,3 Millionen Arbeitslosen - gegenüber 2005
hätte sich die Zahl der Menschen ohne Job damit mehr als halbiert.
Die Arbeitslosenquote dürfte dann bei 5,9 Prozent liegen. "Diese
Prognose fußt allerdings auf der Annahme, dass die Politik ab 2010
einen funktionierenden Niedriglohnsektor schafft", betont Michael
Schlesinger, Chefökonom der Prognos AG. Anderenfalls gehen die
Wirtschaftsforscher davon aus, dass sich die Arbeitslosenquote noch
im Jahr 2015 auf dem heutigen Niveau bewegt und erst danach rein
demografisch bedingt zurückgeht. Durch die zunehmende Alterung der
Gesellschaft sinke die Zahl der Erwerbspersonen.
Die Wachstumsschwäche wird Deutschland laut Prognos bis 2030 nicht
nachhaltig überwinden: Mehr als ein Wachstum von 1,4% pro Jahr sei
langfristig nicht drin. "Wachstumsraten wie in den siebziger Jahren
wird Deutschland auch in fernerer Zukunft nicht mehr erreichen",
heißt es in der Studie. Das reale Pro-Kopf-Einkommen werde aber
dennoch bis 2030 um mehr als 40 Prozent steigen.
Die Beitragssätze zur Renten-, Kranken-, und Pflegeversicherung
werden laut Prognos zum Teil dramatisch ansteigen, mit entsprechenden
Folgen für die Arbeitskosten. Der Rentenbeitragssatz wird 2030
voraussichtlich bei über 25 Prozent liegen, bei der
Pflegeversicherung sind es mehr als 3 Prozent. Die Verschuldung des
Staates steigt weiter an, auch langfristig bleibt sie in Relation zum
BIP bei fast 70% und verletzt damit ein Maastricht-Kriterium. Die
Globalisierung gewinnt für die Wirtschaftsstruktur weiter an
Bedeutung. Vor allem die Dienstleistungen werden vom Strukturwandel
profitieren. Beschäftigungswachstum ist nur in wenigen Branchen zu
erwarten. Die neuen Bundesländer bleiben auf Dauer hinter der
gesamtdeutschen Entwicklung zurück.
Über den Prognos Deutschlandreport 2030
Am 3. April 2006 erscheint der neue Prognos Deutschland Report
2030, seit 40 Jahren das umfassendste Kompendium zur Zukunft
Deutschlands. Wissenschaftlich fundiert gibt Prognos in dem alle vier
Jahre erscheinenden Standardwerk eine einzigartige, detaillierte
Sicht auf die Entwicklung Deutschlands bis zum Jahr 2030.
Quelle: Pressemitteilung Handelsblatt