Nur jeder sechste arbeitslose Schwerbehinderte findet neuen Job
Archivmeldung vom 17.06.2019
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Freigeschaltet durch André OttTrotz Rekordbeschäftigung finden sehr wenige Schwerbehinderte einen neuen Job. Nur 16,9 Prozent der Betroffenen, die im Jahr 2018 aus der Arbeitslosenstatistik abgingen, wurden regulär angestellt, das war rund jeder sechste Fall.
Die anderen Schwerbehinderten fielen aus der Statistik, weil sie etwa als arbeitsunfähig eingestuft wurden, in einer arbeitsmarktpolitischen Maßnahme unterkamen oder in den Vorruhestand gingen. Das geht aus der Antwort der Bundesagentur für Arbeit (BA) auf eine Anfrage der Links-Fraktion hervor, die der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ) vorliegt. Bei den nicht schwerbehinderten Arbeitslosen war demnach in immerhin mehr als in jedem viertem Fall (27,9 Prozent) ein regulärer Job Grund für die Beendigung der Arbeitslosigkeit. "Von einem inklusiven Arbeitsmarkt ist Deutschland weit entfernt", beklagte Linken-Sozialexpertin Sabine Zimmermann in der NOZ.
Laut Gesetz müssen Unternehmen mit mindestens 20 Angestellten mindestens fünf Prozent ihrer Stellen mit Schwerbehinderten besetzen. Bei den privaten Arbeitgebern lag die Quote im Jahr 2017 jedoch nur bei 4,1 Prozent, wie aus der BA-Beschäftigungsstatistik hervorgeht. Die Strafabgabe für Firmen, die ihrer Pflicht nicht nachkommen, müsse "deutlich erhöht werden", verlangte Zimmermann. Die Arbeitgeber sehen das anders: "Der erfolgreichste und nachhaltigste Weg für mehr Inklusion ist der Austausch zwischen Unternehmen", sagte der Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), Ingo Kramer, der "Neuen Osnabrücker Zeitung". "Durch konkrete Beispiele können wir am besten zeigen, dass die Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen nicht Sozialromantik, sondern betriebswirtschaftlich sinnvoll ist." Viele Unternehmen würden die Unterstützungsangebote der vielen unterschiedlichen Institutionen aber nicht kennen, sagte der Arbeitgeberpräsident weiter. "Hier wollen wir gemeinsam mit der Initiative 'Einstellung zählt' noch besser aufklären."
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)