Russland: Punkband Pussy Riot zu zwei Jahren Haft verurteilt
Archivmeldung vom 17.08.2012
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDrei Mitglieder der russischen Punkband Pussy Riot sind von einem Moskauer Gericht wegen "Rowdytums aus religiösem Hass" zu zwei Haft verurteilt worden. Die drei Frauen hätten "keine Reue gezeigt", die "öffentliche Ordnung verletzt" und die "Gefühle der Gläubigen beleidigt", so Richterin Maria Syrowa. Die Staatsanwaltschaft hatte für die Bandmitglieder Nadeschda Tolokonnikowa, Marija Aljochina und Jekaterina Samuzewitsch drei Jahre Haft gefordert.
Die drei Frauen hatten am 21. Februar in der Christ-Erlöser-Kathedrale in Moskau mit einem sogenannten "Punk-Gebet" die Jungfrau Maria um Erlösung von Präsident Wladimir Putin angerufen. Der Auftritt selbst wurde nach rund 30 Sekunden von Sicherheitskräften unterbunden, die drei Frauen saßen nach ihrer Festnahme rund fünf Monate in Untersuchungshaft. Der Prozess gegen die drei Frauen war international scharf kritisiert worden. Viele Beobachter werteten das Verfahren als politischen Schauprozess. Präsident Putin selbst hatte sich zuletzt "ein mildes Urteil" gewünscht.
Im Rahmen des Prozesses gegen die Punkband Pussy Riot hat die Moskauer Polizei am Montag etwa 30 Anhänger der Frauen festgenommen. Während der Urteilsverkündung hatten sich Hunderte Menschen vor dem Gerichtsgebäude versammelt, Befürworter wie Gegner. Dabei sei es zu den Festnahmen der Anhänger der Band gekommen. Auch der frühere Schachprofi Garri Kasparow sei von den Sicherheitskräften abgeführt worden. Kasparow war in der Vergangenheit als Kremlkritiker aufgefallen.
Bundeskanzlerin Merkel: Pussy-Riot-Urteil unverhältnismäßig hart
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat das Urteil gegen die russische Punkband Pussy Riot als unverhältnismäßig hart bezeichnet. "Den Prozess gegen Mitglieder der Band Pussy Riot habe ich mit Besorgnis verfolgt", erklärte Merkel am Montag. "Das unverhältnismäßig harte Urteil steht nicht im Einklang mit den europäischen Werten von Rechtsstaatlichkeit und Demokratie, zu denen sich Russland u.a. als Mitglied des Europarates bekannt hat. Eine lebendige Zivilgesellschaft und politisch aktive Bürger sind eine notwendige Voraussetzung und keine Bedrohung für Russlands Modernisierung."
Außenminister Guido Westerwelle (FDP) hat das Urteil gegen die russische Musikgruppe Pussy Riot scharf kritisiert. "Das harte Urteil steht in meinen Augen in keinem Verhältnis zur Aktion der Musikgruppe", sagte Westerwelle dem "Tagesspiegel".
Quelle: dts Nachrichtenagentur