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Eigenkapitalrichtlinien ruinieren Russlands Banken

Archivmeldung vom 19.12.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 19.12.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Moskau verschärft Ton gegenüber Banken. Bild: pixelio.de, ugub
Moskau verschärft Ton gegenüber Banken. Bild: pixelio.de, ugub

Die Finanzkrise hat den Bankenstandort Russland schwerer getroffen als bislang vermutet. So mussten 2009 schon 43 Institute ihre Pforten schließen. Die Konsolidierung des über die Jahre hinweg enorm prosperierenden Finanzmarktes in Russland steht damit jedoch erst an Anfang.

Nach wie vor zeichnet sich der russische Finanzplatz durch über 1.000 Geldinstitute aus. Dies hat Russlands Finanzminister Alexej Kudrin zu der Einschätzung bewogen, dass nur etwa die Hälfte der Institute seiner Ansicht nach tatsächlich gesund sind.

Die Finanzkrise hat seit ihrem Höhepunkt des Kollapses der US-Investmentbank Lehman Brothers im September 2008 auch in Russland eine Schneise der Verwüstung hinterlassen. Seitdem mussten 62 Institute aufgeben. Erschwerend kam dieses Jahr eine Rezession von rund 8,5 Prozent hinzu. Vor dem Hintergrund der international konzertierten Finanzmarktregulierungen sind auch russische Banken ab dem 1. Januar kommenden Jahres zu einer höheren Eigenkapitaldecke verpflichtet.

Risikovorsorge treibt Konsolidierung

Um eine weitere Krise in diesem Ausmaß zu verhindern, haben die russischen Behörden die Mindestanforderungen für das Eigenkapital weiter nach oben geschraubt. Ab 2010 muss das Stammkapital mindestens 90 Mio. Rubel (rund zwei Mio. Euro) betragen, zwei Jahre später das Doppelte und in fünf Jahren dann eine Mrd. Rubel. Laut Branchenkennern bedeutet dies das Aus für Hunderte Geldinstitute. Grund für diese pessimistische Einschätzung ist, dass nur die Hälfte der Unternehmen über ein Eigenkapital von weniger als fünf Mio. Euro verfügt.

Dass sich eine harte Konsolidierung der russischen Bankenlandschaft abzeichnen wird, hatten Branchenkenner bereits zuvor vermutet. So war die Branche nach dem Fall der Mauer wild gewachsen, ist heute stark zersplittert und hochgradig intransparent. Das ist vor allem darauf zurückzuführen, dass viele der Unternehmen als Finanzarm von Muttergesellschaften fungieren. Stolpern sie über Kapitalanforderungen, so waren sie bisher wegen Verletzung des Geldwäschegesetzes geschlossen worden. 33 Lizenzen wurden deshalb bereits entzogen.

Zukünftige Postbank größer als Sberbank

Nur 30 große Banken vergeben in Russland rund 80 Prozent der gesamten Kredite im Land. Erst am Freitag wurde bekannt, dass die russische Regierung mit der Gründung einer eigenen Postbank das kriselnde System sanieren will. Laut den Moskauer Plänen soll das zukünftige Institut aus der maroden russischen Post und der Swjas-Bank entstehen. Ersten Schätzungen nach könnte die neue Bank dann doppelt so groß sein wie Russlands größtes Finanzinstitut, die Sberbank. Einem Bericht der Tageszeitung Kommersant nach wären das 20.000 Filialen. 

Quelle: pressetext.austria (Florian Fügemann)

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