Mevlüde Genç sagt Ehrung für deutsch-türkische Verständigung ab - Verein spricht von Druck türkischer Nationalisten
Archivmeldung vom 29.01.2019
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Freigeschaltet durch André OttMevlüde Genç, die gemeinsam mit dem Kabarettisten Fatih Cevikkollu von NRW-Ministerpräsident Armin Laschet für ihre Verdienste um die deutsch-türkische Verständigung ausgezeichnet werden sollte, hat ihre Zusage zur Preisverleihung in der Düsseldorfer Kunsthalle überraschend zurückgezogen und damit für einen Eklat gesorgt. Das berichtet der "Kölner Stadt-Anzeiger".
Die türkische regierungsnahe Zeitung "Sabah" berichtet, Genç wolle nicht gemeinsam mit dem "Türkeifeind" Cevikkollu geehrt werden. Der türkisch-deutsche Studierenden- und Akademiker-Verein "TD Plattform", der den Preis vergibt, spricht hingegen von Diffamierung. Genç, die sich nach dem Brandanschlag von Solingen, bei dem sie einen großen Teil ihrer Familie verlor, für Versöhnung und den Dialog stark gemacht hat, sei zur Absage gedrängt worden. Es ist von Anrufen türkisch-nationalistischer Kräfte die Rede. Weil Genç gesundheitlich angeschlagen sei und nicht weiter zwischen den Fronten habe zerrieben werden wollen, habe sie sich dem Druck schließlich gebeugt, heißt es aus dem Umfeld des Vereins, der die Verleihung offiziell aus "organisatorischen Gründen" abgesagt hatte, weil man sich nun zunächst um einen zweiten Preisträger kümmern müsse.
"Was hier gerade passiert ist unvorstellbar. Dass man diese Frau, die immer unpolitisch war und sich für ein friedliches Miteinander eingesetzt hat, zum politischen Instrument macht, ist schlimm. Das Ganze ist eine einzige Katastrophe", sagt ein Vorstandsmitglied, das ungenannt bleiben möchte. Cem Özdemir, der wie Armin Laschet im Beirat des Vereins sitzt, wäre über eine Einflussnahme türkischer Nationalisten nicht verwundert: "Ankara versucht den Zwist in die deutsche Gesellschaft hineinzutragen. Das ist sehr bedauerlich." Cevikkollu kommentierte die Absage wie folgt: "Ich bin sehr sehr traurig. Ich habe großen Respekt vor ihr. Was die »Sabah« schreibt, ist für mich nicht wichtig."
Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger (ots)