Deutsche Wirtschaft fordert EU-Strategie für Investitionen entlang der chinesischen Seidenstraße
Archivmeldung vom 28.12.2019
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 28.12.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch André OttNach Ansicht der deutschen Wirtschaft muss die EU dem Vormarsch der chinesischen Wirtschaft durch die Seidenstraßen-Initiative strategischer begegnen.
"Wir brauchen einen speziellen Investitionsfonds für Infrastrukturprojekte in den Ländern entlang der neuen Seidenstraße. Um mit China in der Region wirtschaftlich konkurrieren und eigene Standards durchsetzen zu können, muss die EU bei Finanzierungsmöglichkeiten dringend attraktiver werden", sagte der Vorsitzender des "Ost-Ausschuss - Osteuropaverein der Deutschen Wirtschaft (OAOEV)", Oliver Hermes, der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ). Erst dann werde es "europäischen Unternehmen gelingen, an Seidenstraßenprojekten in größerem Umfang zu partizipieren".
Weiter sagte Hermes: "Wir dürfen nicht länger zusehen, wie China mit großer finanzieller Power bilaterale Projekte in Südosteuropa, dem Südkaukasus oder Zentralasien realisiert und dabei immer stärker seine Spielregeln durchsetzt. Die EU muss hier selbstbewusster und strategischer agieren." Anstelle "ständig über die 'Belt & Road Initiative' zu klagen, müssen wir sie von europäischer Seite aus aktiv mitgestalten", betonte der Ostausschuss-Vorsitzende. Viele östliche Nachbarn warteten nur darauf, ihre Infrastruktur auszubauen und besser mit der EU zu verknüpfen. "Wir sehen hier eher die Chancen als mögliche Gefahren durch eine wachsende Abhängigkeit von China. Das Potenzial werden wir aber nur ausschöpfen, wenn sich die EU durch aktives Handeln zu einem ebenbürtigen Partner entwickelt", sagte Hermes der "NOZ" weiter.
Von der neuen EU-Kommission unter der Führung von Ursula von der Leyen erwartet der Ostausschuss-Vorsitzende, "dass sie endlich Verhandlungen mit der Eurasischen Wirtschaftsunion aufnimmt, um zu einheitlichen Lösungen bei Zollfragen, Zertifizierungen, Standards und Visa-Fragen zu kommen. Es geht da immerhin um einen Markt mit 180 Millionen Menschen in direkter Nachbarschaft der EU. Hier liegt ein riesiges Wachstumspotenzial brach."
Hermes kritisierte: "In Brüssel heißt es aber immer, solange es keine Normalisierung der Beziehungen mit Russland gibt, wolle man keine offiziellen Gespräche führen." Dabei sehnten Kasachstan, Armenien oder Belarus einen Dialog herbei. "Das muss man endlich berücksichtigen und sie nicht wegen Russland in Sippenhaft nehmen", sagte Hermes und betonte: "Fortschritte in Richtung eines gemeinsamen Wirtschaftsraums mit der Eurasischen Wirtschaftsunion sind im Interesse aller Europäer." Der Eurasischen Wirtschaftsunion gehören Russland, Belarus, Armenien, Kasachstan und Kirgisien an.
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)