Abgeordnete fordern Debatte über Friedenstruppen in der Ukraine
Mehrere Abgeordnete aus SPD und Union halten die Entsendung von Bodentruppen in die Ukraine zur Absicherung eines möglichen Waffenstillstandes für diskussionswürdig. "Ohne belastbare Sicherheitsgarantien droht der Ukraine, dass Russland einen Waffenstillstand bloß dazu nutzen würde, sich militärisch neu aufzustellen und bei nächster Gelegenheit abermals loszuschlagen", sagte etwa der SPD-Politiker Michael Roth dem "Spiegel".
Wer über Frieden sprechen wolle, "der muss auch bereit sein, darüber zu
reden, wie ein brüchiger Frieden gesichert werden kann". Er könne sich
nicht vorstellen, dass Deutschland bei einer europäischen Lösung zur
Absicherung eines Waffenstillstandes außen vor bleiben könne, so Roth.
Derzeit sei es für die Bundeswehr aber bereits ein "gewaltiger
Kraftakt", die zugesagte Brigade mit 5.000 Soldaten in Litauen
aufzustellen.
Auch der SPD-Politiker Andreas Schwarz hob hervor,
dass Deutschland Verantwortung trage. "Wenn es dem Frieden nutzt, dann
muss Deutschland im Rahmen der westlichen Allianz auch seinen Beitrag
leisten", sagte Schwarz dem "Spiegel". "Ohne westliche
Sicherheitsgarantien kann die Ukraine Friedensverhandlungen nicht zum
Erfolg führen, weil Verträge mit Putin und seine Worte keine hohe
Verlässlichkeit haben."
Ähnlich sieht es der CDU-Abgeordnete
Roderich Kiesewetter: "Eine Waffenstillstandslinie müsste mit robusten
europäischen Truppen gesichert werden", so Kiesewetter. "Deutschland
wird dabei als wirtschaftsstärkstes Land eine Verantwortung übernehmen
müssen, wenngleich ein Waffenstillstand oder ein realistischer Frieden
aktuell in weiter Ferne sind."
Wer schon jetzt den Einsatz von
Bundeswehrsoldaten zur Absicherung ausschließe, "handelt fahrlässig und
darf ehrlicherweise auch keine Friedensverhandlungen fordern, ohne zu
benennen, wie der Frieden denn dann gesichert werden soll", so
Kiesewetter. Russland werde jeden Waffenstillstand brutal austesten.
"Deshalb ist es auch so unrealistisch, dass ein Waffenstillstand oder
Verhandlungen, ein Einfrieren oder andere Scheinlösungen zu einem
nachhaltigen und gerechten Frieden führen würden."
CSU-Politiker
Florian Hahn warnte hingegen vor einer voreiligen Diskussion: "Jetzt
eine Debatte über Sicherheitsgarantien oder die Ausgestaltung einer
Sicherungs-/Friedenstruppe zu starten, ist verfrüht. Übereilte Debatten
ohne belastbare Hintergründe sind politisch selten sinnvoll und helfen
in dieser Situation nur Putin", sagte er dem "Spiegel". Sobald für die
Ukraine vertretbare Optionen auf dem Tisch liegen, werde man "alles
Weitere im Kreise der Unterstützer besprechen".
Quelle: dts Nachrichtenagentur