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Kinder schuften für Kosmetik, Handys und Haushaltsgeräte

Archivmeldung vom 10.06.2021

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 10.06.2021 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić
Ausbeutung in der Mica-Industrie Bild: terre des hommes Deutschland e. V. Fotograf: terre des hommes Deutschland e. V.
Ausbeutung in der Mica-Industrie Bild: terre des hommes Deutschland e. V. Fotograf: terre des hommes Deutschland e. V.

In Indien und Madagaskar schürfen rund 30.000 Mädchen und Jungen unter härtesten Bedingungen das Mineral Mica. Die Jüngsten sind gerade vier Jahre alt. Kinder kriechen in selbst gegrabene und bis zu 20 Meter tiefe Schächte und fördern das Mineral an die Oberfläche.

Jüngere Kinder sortieren die Ausbeute nach Größe. Immer wieder brechen Schächte ein, es kommt zu schweren Verletzungen und Todesfällen. Kinder weisen massive Schnittverletzungen an den Händen auf und leiden wegen der Staubentwicklung unter Atemwegserkrankungen. Die wenigsten Kinder gehen zur Schule, eine von terre des hommes-Partnerorganisationen erhobene Stichprobe ergab, dass in 14 indischen Dörfern gerade einmal 1.800 Kinder die Schule besuchen, während über 10.000 Kinder stattdessen Mica schürfen.

Das Mineral Mica wird wegen seiner isolierenden Eigenschaften in Computern, Handys, Autoteilen und Haushaltsgeräten gebraucht. Weil es schimmert, enthalten Autolacke, Farben und Kosmetikprodukte Mica. "Kaum jemand kennt Mica, doch es ist Bestandteil vieler Produkte, die wir täglich benutzen", sagte Birte Kötter, Vorstandssprecherin von terre des hommes. "Wir fordern deshalb Regierung und Behörden in Indien und Madagaskar auf, diese Form der Kinderarbeit zu beenden. Dafür müssen die erwachsenen Mica-Schürfer*innen faire Löhne gezahlt bekommen, von denen die Familien gut leben können. Außerdem ist es notwendig, die Schürfplätze zu kontrollieren und die Betreiber zur Verantwortung zu ziehen. Kinder gehören in die Schule und nicht in den Bergbau."

Auch international tätige Unternehmen tragen Verantwortung. Hersteller und Handel müssen klären, wo genau ihre Rohstoffe herkommen und sicherstellen, dass grundlegende Arbeitsrechte und Sicherheitsstandards umgesetzt werden. Das neue Lieferkettengesetz verpflichtet Unternehmen, aktiv zu werden, sobald ihnen Berichte über Missstände vorliegen. "Wir gehen davon aus, dass Unternehmen, die seltene Erden und Stoffe wie Mica oder Koltan verarbeiten, aktiv werden, denn die Missstände sind seit langem bekannt", so Birte Kötter.

terre des hommes hat die internationale "Responsible Mica Initiative" mitgegründet und fordert Unternehmen auf, sich zu beteiligen. Bisher engagieren sich rund 70 Unternehmen, darunter BASF, L´Oréal, Merck, der Volkswagen Konzern oder Daimler. In den Mica-Abbaugebieten in Indien und Madagaskar sorgt terre des hommes dafür, dass Familien ohne die Mitarbeit der Kinder überleben können und alle Kinder die Schule besuchen.

Quelle: terre des hommes Deutschland e. V. (ots)

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