Frankreichs Verteidigungsminister wirbt für stärkere Militärkooperation in Europa
Archivmeldung vom 10.12.2010
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 10.12.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Fabian PittichDer neue französische Verteidigungsminister und Vizepremier Alain Juppé hat die EU-Staaten davor gewarnt, wegen der Wirtschaftskrise die Verteidigung Europas zu vernachlässigen. "Diese Welt ist gefährlich und unsicher. Die Bedrohungen sind allgegenwärtig", sagte Juppé in einem Interview der "Süddeutschen Zeitung". Nur gemeinsam könnten die EU-Staaten Gefahren wie dem Terrorismus und der Cyberkriminalität begegnen.
Auch die hohen Staatsschulden machten es notwendig, bei Militär und Rüstung stärker zu kooperieren. Die Verteidigungspolitik sei ein "unerlässlicher Pfeiler" der europäischen Einigung. Der Westen sei nicht mehr das Zentrum der Welt. Wenn Europa gehört werden wolle, müsse es mit einer Stimme sprechen. Juppé sagte, er empfinde "immense Befriedigung" darüber, dass nun erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg wieder deutsche Truppen fest in Frankreich stationiert werden. Dies zeige, dass Europa zusammenwachse.
Juppé und sein Kollege Karl-Theodor zu Guttenberg wollen diesen Freitag in Straßburg ein deutsches Jägerbataillon in Dienst stellen. "Mein Vater hat gegen Ihre Väter gekämpft", sagte der gaullistische Minister. "Wir sind versöhnt und arbeiten heute eng zusammen." Die Präsenz deutscher Kampftruppen auf französischem Boden im Rahmen der deutsch-französischen Brigade habe enorme symbolische Bedeutung. Juppé forderte zugleich die Bundesregierung auf, sich der Idee einer europäischen Wirtschaftsregierung zu öffnen. Die Frage dürfte am Freitag auch in Freiburg diskutiert werden. Dort kommen die Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und Präsident Nicolas Sarkozy im Rahmen eines deutsch-französischen Ministerrates zusammen, um ihre Strategie für den EU-Gipfel in der kommenden Woche zu besprechen.
Quelle: dts Nachrichtenagentur