Osthoff geriet nach Streit mit ihren Vermietern in die Hände ihrer Entführer
Archivmeldung vom 23.12.2005
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittWeil sich Susanne Osthoff mit ihren bisherigen Vermietern zerstritten hatte, geriet sie an die Hintermänner ihrer Entführung. Nach Informationen von stern.de, dem Online-Angebot vom stern, hatte die deutsche Archäologin auf dem Fest der deutschen Botschaft in Bagdad am 3. Oktober Kontakt zum prominenten irakischen Menschenrechtler und Politiker Ibrahim al-Basri geknüpft.
Der in
Leipzig promovierte, frühere Leibarzt Saddam Husseins, der nach
Umsturzplänen 1990 zum Tode verurteilt worden war und 13 Jahre im
Gefängnis saß, hatte dort den ebenfalls inhaftierten
Geheimdienstoffizier Dschamal al-Duleimi kennen gelernt, einen
Scheich aus Falludscha.
Über Basri, so stern.de, geriet Susanne Osthoff an al-Duleimi,
der in seiner Bagdader Wohnung noch ein Zimmer frei hatte und wo sie
bis zur ersten Oktoberhälfte wohnte. Keine angenehme Bleibe: Die Frau
des Scheichs durchwühlt ihr Gepäck, nach Tagen fehlen goldene
Ohrringe und Schminkutensilien. Andererseits bietet ihr die
Gastfreundschaft des Scheichs Schutz in der gefährlichen Umgebung.
So nutzt sie auch nach ihrem Auszug Mitte Oktober noch die
Kontakte von Scheich Dschamal, um sich verlässliche Fahrer für ihre
Reisen in den Norden organisieren zu lassen. Das geht ein paar Mal
gut - bis zum 25. November, als Dschamal al-Duleimi ihr den Fahrer
Chalid al-Schimani empfiehlt. Nach Aussagen
der deutschen Vernehmer Osthoffs sei dieser bereits beim Verlassen
der Stadt auffällig langsam gefahren und dann in einen Seitenweg
abgebogen, wo sie von Bewaffneten aus dem Auto gezerrt worden sei.
Der - nach seiner mutmaßlichen Freilassung verschwundene - Fahrer
ist damit schwer belastet. Welche Rolle Scheich Dschamal al-Duleimi
spielt, ist weiterhin unklar. Nachdem er sich einmal gegen Bezahlung
der deutschen Botschaft in Bagdad als Vermittler angeboten hat, ist
er abgetaucht. Und kurz vor Susanne Osthoffs Entführung ist auch
Ibrahim al-Basri
verschleppt worden, von dem es bis heute nur ein Lebenszeichen
gibt. Al-Duleimi soll sich derzeit in Damaskus aufhalten, wo er eine
Geliebte habe, die für den syrischen Geheimdienst arbeitet.
Quelle: Pressemitteilung stern, G+J