Ulrich Delius von der Gesellschaft für bedrohte Völker: Proteste in Myanmar nehmen zu
Archivmeldung vom 07.05.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Asienreferent der Gesellschaft für bedrohte Völker, Ulrich Delius, erwartet zunehmende Proteste der Bevölkerung in Myanmar. Zwar sei schwer vorherzusehen, ob es einen Umsturz gebe.
"Es ist auf jeden Fall klar, dass die Proteste in der Bevölkerung zunehmen werden", sagte Delius am Mittwoch, 7. Mai 2008, im "ZDF-Mittagsmagazin". Im letzten Jahr habe es die Kritik der Mönche gegeben, davor die der ethnischen Minderheiten. "Jetzt ist die Reiskammer des Landes zerstört worden. Das ist wieder eine andere Gruppe, rund 24 Millionen Menschen, die man sich selber zu Oppositionellen heranzieht. Die Frage ist letztlich: Was hat dieses Regime noch für eine Basis in der eigenen Bevölkerung?", sagte Delius. Das stimme auch China sehr besorgt. "Es ist der wichtigste Investor und verfolgt aufmerksam die Lage gerade im Vorfeld der Olympischen Spiele." Da könne man es sich nicht leisten, in ein schlechtes Licht gerückt zu werden, weil man mit der Militärjunta in Myanmar zusammenarbeite, erläuterte Delius.
Die Regierung in Myanmar habe zwar um Unterstützung gebeten, wolle aber nicht zuviel Hilfe, vor allem "keine Mitarbeiter, keine Augenzeugen, die dokumentieren können, was dort für ein Elend herrscht", sagte Delius. Das sei das eigentliche Problem. "Gleichzeitig steigt mit jeder Stunde, in der die Hilfe verweigert wird, der Groll der Bevölkerung über dieses Versagen ihrer Regierung", sagte Delius.
Die Militärregierung hat laut Delius "keinen Respekt vor der eigenen Bevölkerung" und deren Willen zu überleben. Es sei zynisch, dass die Regierung Myanmars jetzt verlautbaren lasse, die Situation "normalisiere" sich. Das zeige, "wie man mit der eigenen Bevölkerung im Myanmar seit Jahrzehnten umgeht", resümierte Delius.
Quelle: ZDF