In Nigeria eskaliert die sexuelle Gewalt durch Corona-Maßnahmen
Archivmeldung vom 03.08.2020
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Freigeschaltet durch André OttIn Nigeria eskaliert die Gewalt gegen Mädchen und Frauen. Nach Angaben der SOS-Kinderdörfer weltweit ist es in den letzten Wochen immer wieder zu brutalen Vergewaltigungen gekommen. Zuletzt sei eine Zwölfjährige an den Folgen einer Massenvergewaltigung gestorben. Die Vorfälle hätten landesweite Demonstrationen ausgelöst.
Erstmals in der Geschichte des westafrikanischen Landes hätten sämtliche Bundesländer gemeinsam den Notstand wegen sexueller Gewalt ausgerufen. Eghosa Erhumwunse, Leiter der Hilfsorganisation in Nigeria, sagt: "Das ist ein wichtiges Signal, aber es muss deutlich mehr passieren."
Die Eskalation stehe im Zusammenhang mit den Ausgangsbeschränkungen zur Eindämmung des Coronavirus; nach Angaben des nigerianischen Frauenministeriums sei es in dieser Zeit zu einer Verdreifachung der Vergewaltigungen gekommen. Eghosa Erhumwunse sagt: "Vor allem die häusliche Gewalt hat zugenommen, da Opfer und Täter in einer höchst angespannten Situation gezwungen sind, viel Zeit zusammen auf engem Raum zu verbringen. Gleichzeitig ist es für die Opfer deutlich schwieriger, Hilfe zu holen."
Das dürfe aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass Nigeria ein strukturelles Problem mit sexueller Gewalt habe. Egosha Erhumwunse sagt: "Die Verantwortlichen haben es über Jahrzehnte versäumt, wirkungsvolle Gesetze zu erlassen und aktiv gegen die Täter vorzugehen!" In vielen Fällen kämen sie ungestraft davon, die Aufklärungsrate sei "katastrophal niedrig", es mangele an Opferschutz, zudem seien betroffene Frauen gesellschaftlicher Diskriminierung ausgesetzt. "All das führt dazu, dass es nur in einem Bruchteil der Fälle überhaupt zur Anzeige kommt", so Erhumwunse.
Eine Umfrage aus dem letzten Jahr habe ergeben, dass ein Drittel aller nigerianischen Frauen bereits vor ihrem 25. Geburtstag sexuelle Gewalt erlebt haben, 72 Prozent davon sogar vor ihrem 18. Geburtstag. Ein Großteil der Frauen sei von mehrfachen, teilweise jahrelangen Übergriffen betroffen. Egosha Erhumwunse sagt: "Es muss dringend etwas geschehen. Gesetze müssen verabschiedet werden, Opfer Unterstützung bekommen und Täter zur Rechenschaft gezogen werden."
Quelle: SOS-Kinderdörfer weltweit (ots)