Umweltverband gegen deutsches Wasserstoffprojekt in Namibia
Archivmeldung vom 25.07.2024
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićNamibias Umwelt-Dachverband NCE hat den sofortigen Stopp des von der Bundesregierung flankierten Wasserstoff-Projekts "Hyphen" im Tsau-Khaeb-(Sperrgebiet)-Nationalpark an der Südküste des Landes gefordert. Das sogenannte "Sperrgebiet" sei der "völlig falsche Standort", sagte NCE-Chef Chris Brown der "Bild". "Es drohen schwere Schäden für die Artenvielfalt."
Die Gegend war 2004 von Namibias Regierung zum Nationalpark der
IUCN-Managementkategorie II erhoben worden. Der Schutzstatus soll
garantieren, dass großräumige ökologische Prozesse gesichert werden und
die natürliche biologische Vielfalt gesichert wird. Auf 25 Prozent der
Fläche dürfen auch jedoch auch andere Zwecke verfolgt werden, solange
sie mit dem Ziel für das Schutzgebiet vereinbar sind. 2021 erhielt ein
Konsortium unter Beteiligung der deutschen Firma Enertrag den Zuschlag,
eine deutsche Wasserstoffproduktion in einem Teil des Parks
aufzurichten.
Brown erhebt nun schwere Vorwürfe gegen
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne), der
Wasserstoff-Kooperationsvereinbarungen mit der einstigen deutschen
Kolonie geschlossen hatte. "Das Projekt hätte nie im Sperrgebiet
begonnen werden dürfen. Es muss gestoppt werden", sagte Brown. Sein
Verband fürchtet, dass das Projekt zu einem Schaden für die biologische
Vielfalt, die Landschaft, das Ortsgefühl und den künftigen Tourismus
führt.
"Ich glaube kaum, dass die Grünen in Deutschland einen
Nationalpark opfern würden." Die deutsche Energiepolitik sei "ein
Desaster", so der NCE-Chef. "Aus Gefühlen heraus haben die Grünen
Deutschlands AKWs abgeschaltet, ersetzen sie mit Kohle, Gas und
Wasserstoff, was in Namibia zulasten der Artenvielfalt geht. Die Grünen
sind besessen vom Klima und vergessen dabei die Umwelt. Das ist nicht
rational", sagte Brown. Er glaube nicht, dass die Grünen die Folgen
ihrer Politik erkennen.
Das Bundeswirtschaftsministerium wies die
Kritik auf Anfrage der "Bild" zurück. Der Standort sei "ausschließlich
von der namibischen Regierung ausgewählt worden, weil er im
internationalen Vergleich herausragende Wind- und Sonnenverhältnisse"
habe. Namibia wolle "diesen Vorteil nutzen, um das Land aus der Armut zu
befreien". Begrenzte wirtschaftliche Aktivitäten in dem Areal seien
nach namibischem Recht zulässig.
"Vor einer Genehmigung des
Hyphen-Projekts muss eine sorgfältige Standortanalyse durchgeführt
werden, damit insbesondere seltene Pflanzenarten nicht gefährdet
werden", teilte das Ministerium weiter mit.
Umweltverträglichkeitsprüfungen fänden "nach den besonders
anspruchsvollen Standards der Weltbank" statt. "Solange diese
Untersuchungen nicht abgeschlossen sind, kann es keine endgültige
Aussage geben", so eine Ministeriumssprecherin.
Ein Sprecher des
Projekts sagte der Zeitung, Umweltstudien nach höchsten internationalen
Standards würden garantieren, "dass die Anlagen nur dort gebaut werden,
wo keine Gefahr für die Biodiversität besteht". Das Unternehmen betreibe
"keinen Energie-Kolonialismus". Die namibische Regierung wolle "ihre
besten Wind- und Solar-Flächen für grünen Wasserstoff nutzen, um das
Land aus der Armut zu führen".
Quelle: dts Nachrichtenagentur