Justizminister will schneller auf Oligarchenvermögen zugreifen
Archivmeldung vom 15.03.2022
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićBundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) will schneller auf Immobilien und Vermögenswerte von Oligarchen zugreifen. Das föderale System in Deutschland habe viele Instanzen, auch Zoll und Wirtschaftsministerium müssten beteiligt werden, sagte er dem TV-Sender "Welt".
Aber
vor allem die mangelnde Digitalisierung und Transparenz erschwere ein
schnelles Durchgreifen gegen russische Milliardäre. "Wir haben uns im
Koalitionsvertrag insgesamt beim Thema Immobilien mehr Fortschritt und
auch Transparenz gewünscht, insbesondere, was ausländische
Immobilienerwerbe angeht. Und um solche handelt es sich ja
beispielsweise bei Oligarchen, die ihr Geld in deutsche Immobilien
investieren." Dort sei mehr Transparenz nötig.
Es würde helfen,
wenn man noch schneller im Grundbuch erkennen könne, wer eigentlich
wirtschaftlich hinter einer Transaktion stecke. "Und auch insgesamt ist
es natürlich so, dass digitale Verzeichnisse schnellere Recherchen und
auch Ermittlungen möglich machen." Und deshalb müsse man insgesamt in
Deutschland die Verwaltung schneller digitalisieren. "Also: Das, was vor
der Ukraine-Krise richtig war, wird jetzt noch richtiger und noch
dringlicher."
Die Umwandlung von Oligarchen-Immobilien in
Flüchtlingsunterkünfte, wie es der Londoner Bürgermeister Khan
vorschlägt, hält Buschmann nicht für ausgeschlossen, aber zunächst
müssten die Besitzverhältnisse geklärt und dann die Verwendung von
beschlagnahmten Werten mit den Bundesländern besprochen werden: "Also,
grundsätzlich müssen wir jetzt erst mal die Assets, wie es technisch
heißt, also die Eigentumsgegenstände dieser Personen ermitteln, die auf
der Liste stehen." Und wenn man derer habhaft werden könne, müsse man
sie erst mal der Verfügungsrechte dieser Person entziehen. "Und wie wir
dann damit weiter umgehen, müssen wir mit den Ländern beraten." Während
also der Zugriff auf Vermögenswerte in Deutschland seine Zeit braucht,
sieht Buschmann Deutschland bei der Verfolgung von Kriegsverbrechen in
einer Vorreiterrolle: "Für diese Kriegsverbrechen gilt das
Weltrechtsprinzip. Das heißt, sie können überall auf der Erde angeklagt
werden. Wir sind da in Deutschland Pioniere."
Der
Generalbundesanwalt erarbeite nun ein entsprechendes
Ermittlungsverfahren auch zum Ukraine-Krieg, so Buschmann. "Wir haben
ein sogenanntes Strukturermittlungsverfahren zu Völkerrechtsverbrechen
in Syrien eingeleitet und haben bereits mehrere Kriegsverbrecher hier in
Deutschland vor Gericht gestellt. Und ein genau solches Verfahren hat
eine Behörde in meinem Geschäftsbereich, der Generalbundesanwalt, jetzt
zur Ukraine eingeleitet. Das heißt: Wir sammeln, wir werten alle
Beweise, alle Hinweise, alle Indizien aus - und wenn wir
verantwortlicher Personen habhaft werden, dann werden wir sie in
Deutschland vor Gericht stellen."
Quelle: dts Nachrichtenagentur