Was das für Washington und Nato bedeutet: Deutsche „US-Atombomben-Taxis“ in die Jahre gekommen
Archivmeldung vom 11.01.2022
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Freigeschaltet durch Anja SchmittDas Nachrichtenmagazin „Focus“ erinnert an die älter werdenden Tornado-Jets der Bundeswehr. Diese „Atombomben-Taxis“ für die USA, wie sie der Artikel nennt, „sind 40 Jahre alt“. Berlin stehe nun vor der Wahl: bei einem US-Rüstungskonzern neue Jets zu kaufen oder auf ein Projekt mit Partner Frankreich zu setzen. Dies berichtet das russische online Magazin „SNA News“ .
Weiter ist auf deren deutschen Webseite dazu folgendes geschrieben: "Die Nato müsse im Kriegsfall Zugriff auf die in Europa gelagerten Atomwaffen der USA haben, „um diese mit ihren Jets ins Ziel tragen zu können“, argumentiert der Beitrag im „Focus“ am Dienstag. Dabei wird auf die 20 „US-Atombomben des Typs B-61“ hingewiesen, die in Büchel in der Eifel (Rheinland-Pfalz) für den Ernstfall gelagert werden.
Sollte es zu einem großen Konflikt kommen, sollen deutsche Kampf-Jets, die „mittlerweile 40 Jahre alt sind“, die US-Atomwaffen an das jeweilige Ziel befördern und abwerfen. Dieses Prinzip nenne sich nukleare Teilhabe. Doch was der Artikel weglässt: Selbst unter Verteidigungs- und Sicherheitspolitikern im Bundestag gilt dieses Konzept als höchst umstritten.
Stattdessen steht im Magazin dazu:
„Die Bundeswehr mustert nun die alten Tornados aus und sucht nach neuen Atom-Bombern. (...) Auf dem Fliegerhorst in Büchel lagern die dreieinhalb Meter langen Freifallbomben angeblich in bis zu acht Meter tiefen Metallsilos. Im Fall der Fälle sollen sich die in Büchel stationierten Tornados die B-61 unterschnallen und ans Ziel bringen.“
Doch ein großes Problem sei mittlerweile, dass das „Atombomben-Taxi“ für die USA „in die Jahre gekommen“ sei. Laut dem Bericht im „Fokus“ soll nach 2030 „der Tornado nicht mehr in die Luft gehen. Es wird ein Nachfolgemodell für die Luftwaffe in Büchel benötigt. Die maximale Reichweite des Tornados betrug 3900 Kilometer und hätte für einen Hin- und Rückflug nach Moskau gerade so ausgereicht.“
Mögliche Deals mit US-Rüstungskonzern „Lockheed Martin“
Gegenwärtig suche die Bundesregierung nach Lösungen. Nach Gesprächen mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) prüfe Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) den US-Tarnkappen-Kampfjet F-35 vom US-Rüstungsunternehmen Lockheed Martin als möglichen Tornado-Nachfolger. Insgesamt wolle Berlin in einem Milliarden-Deal „20 bis 30 neue Jets“ anschaffen.
„Vor drei Jahren hatte ihre Vorvorgängerin Ursula von der Leyen den Tornado offiziell aussortiert – wohl auf französischen Druck hin. Auch im Rennen waren die Boeing F/A-18 und der Eurofighter, den Deutsche, Briten, Italiener und Spanier gemeinsam bauen, der aber noch zum Nuklear-Bomber aufgerüstet werden müsste.“ Bislang habe Washington jedoch nur den in die Jahre gekommenen Tornado als Träger-Jet für die Atombomben vom Typ B-61 zugelassen.
„Doch eine Zertifizierung des Eurofighters als Atombomben-Träger durch die USA gilt als schwierig“, schätzt der Bericht ein. „Die Technik des Jets müsste dem US-Pentagon komplett offengelegt werden. Ein F-35-Deal mit Lockheed Martin hingegen hätte den Vorteil, dass im Gegengeschäft die USA einige Airbus-Tankflugzeuge bestellen würden, die derzeit zusammen mit Lockheed Martin für US-Jets umgerüstet werden. Lambrechts Vorgängerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) hatte hingegen auf die F/A-18 von Boeing gesetzt.“ Jetzt sei „das Rennen“ zwischen Boeing und Lockheed Martin wieder offen.
Warum Frankreich damit ein Problem haben könnte
Aktuell entwickle die Bundesrepublik gemeinsam mit Paris „einen Kampfjet der nächsten Generation – das Future Combat Air System (FCAS), eine Kombination aus bemannten Kampf- und unbemannten Begleitflugzeugen. 2027 soll der Prototyp abheben.“
Die französische Regierung könnte den deutschen Kauf US-amerikanischer Kampfjets vom Typ F-35 kritisch sehen. „Da die hohen Kosten (etwa 100 Millionen Euro pro Stück) Ressourcen auf Kosten des FCAS binden könnten.“ Die Auswahl eines geeigneten Tornado-Nachfolgers sei demnach für Berlin eine politisch hochbrisante und äußerst heikle Frage."
Quelle: SNA News (Deutschland)