Französischer Historiker: Krim-Beitritt zu Russland geschichtlich gerechtfertigt
Archivmeldung vom 08.12.2015
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittIn einem Europe-1-Interview hat der französische Historiker Marc Ferro den Standpunkt Moskaus in der Frage des Russland-Beitritts der Krim unterstützt.
Die deutsche Ausgabe des russischen online Magazins "Sputnik" berichtet weiter: "Und auch wenn man dem russischen Präsidenten Wladimir Putin die Art vorwerfen könne, wie er das gemacht habe, sei die Tat trotzdem berechtigt gewesen.
„Welches Recht haben wir, ihn (Wladimir Putin) zu verurteilen, wenn man bedenkt, dass drei Viertel der Krim-Bewohner Russen sind? Und wenn man bedenkt, dass die Krim ukrainisch geworden war, weil Chruschtschow ein kleines kluges Geschäft nach dem Krieg gemacht hat?“, sagte Ferro.
Während des Zweiten Weltkrieges hätten viele Ukrainer, so Ferro, mit den Nazis kooperiert und viele Juden ermordet. Um diese Tatsache zu vertuschen hatten die sowjetischen Behörden laut dem Historiker beschlossen, allen übrigen Ukrainern, die nicht den Nazis geholfen hatten, für ihre Heldentaten zu danken und ihnen die Krim sowie Gebiete im Osten des Landes zur Verfügung zu stellen, die ihnen nie gehört hatten.
Als Gorbatschow später „unter das gemeinsame Dach“, also nach Europa, zurückkehren wollte, habe die Nato sich verpflichtet, sich nicht über die Grenzen Ostdeutschlands hinweg auszuweiten, während die Ukraine und Russland Teil Europas wurden, was die Unantastbarkeit ihrer Grenzen einschloss.
Im Endeffekt habe jedoch keine der Seiten ihr Versprechen gehalten: die Nato „schlendert umher, wo es ihr beliebt“ und dringe auf Gebiete des früheren sowjetischen Blocks vor, während die Russen beschlossen hätten, sich ihre Territorien zurückzuholen, sagte Marc Ferro.
Aus der Sicht der Russen, so der Historiker weiter, gebe es ein solches Land wie die Ukraine nicht: Sie sei ein Teil Russlands. Vor diesem Hintergrund lassen sich die Befürchtungen der baltischen Länder nachvollziehen.
Dabei berge Russland keine Gefahr für den Westen in sich, ist der französische Historiker überzeugt. Laut ihm ist Europa blind, denn es sieht nicht, wer sein wahrer Feind ist: „Unsere Feinde sind diejenigen, die unsere Soldaten in Mali und Syrien töten; es sind diejenigen, die Anschläge in Frankreich verüben. Und es sind bei weitem nicht die Russen“, so Marc Ferro in einem Interview für Europe 1."
Quelle: Sputnik (Deutschland)