Wirtschaftsnobelpreisträger Krugman korrigiert Euro-Prognose
Archivmeldung vom 21.04.2016
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer US-Starökonom und Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Krugman hat erstmals eingeräumt, bei der Bewertung der Euro-Krise Fehler gemacht zu haben. Seine Voraussage, dass die Währungsunion zerbrechen werde, habe sich nicht bewahrheitet, sagte Krugman in einem Interview der "Süddeutschen Zeitung".
"In der Tat: Da lag ich falsch", so der 63-Jährige. Er habe falsch eingeschätzt, "wie groß der Wille der Politiker war, die Währungsunion zusammenzuhalten - oder andersherum gesagt: wie groß ihre Angst war, dass ganz Europa zerfallen könnte".
Zugleich erneuerte Krugman jedoch seinen vielfach geäußerten Vorwurf, Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) habe mit ihren harschen Sparauflagen die Krise verschlimmert und "das Leben aller anderen in Europa immer noch schwerer gemacht hat". Schuld daran sei die "intellektuelle Rigidität", mit der viele deutsche Politiker agierten. Bis heute rede man in der Bundesrepublik fälschlicherweise von einer Staatsschuldenkrise, obwohl die Ursachen, außer im Fall Griechenland, andere gewesen seien. "Beinahe überall auf der Welt versteht man diese Zusammenhänge heute - nur die Deutschen kapieren es nicht", so Krugman.
Der Volkswirt und New-York-Times-Kolumnist griff außerdem die US-Präsidentschaftsbewerber Donald Trump und Bernie Sanders an. Der rechtsgerichtete Trump bediene sich eines plumpen Rassismus in Teilen der Bevölkerung, der Linkskandidat Sanders habe von Wirtschaft keine Ahnung. Den Vorschlag, sich selbst um ein Amt zu bewerben, lehnte Krugman ab: "Um Himmels willen, nein! Ich glaube, ich wäre ein furchtbarer Politiker", sagte er.
Quelle: dts Nachrichtenagentur