Bundespolizei darf deutsche Athleten in Rio nicht schützen
Archivmeldung vom 06.08.2016
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Freigeschaltet durch André OttDie brasilianische Regierung lehnt es ab, die deutschen Athleten bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro von der Bundespolizei schützen zu lassen. Das teilte eine Sprecherin des Bundesinnenministeriums der "Mitteldeutschen Zeitung" mit und äußerte zugleich den Unwillen des Ministeriums darüber.
"Es liegt stets im Interesse der Bundesregierung, die Sicherheit deutscher Beteiligter und deren Gäste sowie deutscher Einrichtungen bei Olympischen Spielen vor Ort zu gewährleisten", sagte sie dem Blatt. "Deshalb bestand auch für die diesjährigen Spiele die Absicht, einen Sicherheitsbeitrag durch die Bundespolizei in Form des Schutzes des Deutschen Hauses in Rio de Janeiro zu leisten.
Für ein solches Vorgehen ist allerdings die Zustimmung des Gastgeberstaates erforderlich. Brasilien als Ausrichterstaat hat sich dem Wunsch der Bundesregierung leider entgegengestellt und mitgeteilt, dass die brasilianische Rechtsordnung die Entsendung deutscher Polizeibeamter in der von Deutschland gewünschten Form nicht vorsehe und man demzufolge dem deutschen Ansinnen nicht zustimmen könne."
Die Bundespolizei habe eigentlich beabsichtigt, mit knapp 40 Beamtinnen und Beamten zum Schutz des Deutschen Hauses in Rio de Janeiro präsent zu sein, fügte die Sprecherin hinzu. Aufgrund der Weigerung der brasilianischen Stellen seien die vorbereitenden Maßnahmen der Bundespolizei aber inzwischen beendet worden. Der Deutsche Olympische Sportbund habe zum Schutz des Deutschen Hauses nun alternativ ein privates brasilianisches Sicherheitsunternehmen beauftragt.
Überdies seien fünf Beamte der Bundespolizei zu Beratungszwecken nach Rio entsandt worden. Das Bundeskriminalamt hat nach Auskunft einer BKA-Sprecherin die zwei ohnehin im Land residierenden BKA-Verbindungsbeamten zur Unterstützung des International Police Co-Operation Center in Rio abgestellt. Auch berät und betreut das BKA die deutsche Olympiamannschaft in Fragen der allgemeinen Sicherheit und koordiniert Besuche von ho! chrangig en deutschen Repräsentanten. Die Großstädte Brasiliens gelten als hochgradig kriminell.
So warnt das Auswärtige Amt: "Die Gefahr, Opfer eines Raubüberfalls oder eines anderen Gewaltverbrechens zu werden, ist in Brasilien erheblich höher als in Westeuropa." Nicht zuletzt in Rio sei Vorsicht geboten, besonders in den Armensiedlungen (Favelas). Aber auch das Zentrum sei nach Geschäftsschluss unbelebt und nicht sicher. Schließlich bestehe das Risiko, in gewalttätige Demonstrationen zu geraten.
Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) erklärte kürzlich, Olympische Spiele seien wegen der öffentlichen Aufmerksamkeit zudem "immer ein Anziehungspunkt für den internationalen Terrorismus". Freilich lägen bisher keine Hinweise auf eine ernsthafte Terrorbedrohung in Rio vor.
Quelle: dts Nachrichtenagentur