UN wollen im Herbst nach Libyen zurückkehren
Archivmeldung vom 08.09.2017
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Freigeschaltet durch André OttDie Vereinten Nationen (UN) wollen trotz des anhaltenden Bürgerkriegs in Libyen im Herbst in das Land zurückkehren. "Ich glaube, es ist unsere Pflicht so nah wie möglich bei den Menschen zu sein, um sie zu unterstützen und ihnen zu helfen. Darum wollen wir unsere Präsenz wieder erhöhen, natürlich unter Beachtung der Sicherheitslage", sagte der neue UN-Sonderbeauftragte für Libyen, Ghassan Salame, der "Welt".
Nach seinen Angaben sollen etwas weniger als 250 UN-Soldaten die Gebäude der Organisation in Libyen sichern. "Ich hoffe, dass die an den Schutzmaßnahmen beteiligten Personen in den kommenden Wochen eintreffen werden und wir dann ab Anfang Oktober einen wesentlichen Teil unserer Aktivitäten wieder in Libyen erledigen können", betonte der libanesische Diplomat, der auch Leiter der Unterstützungsmission der Vereinten Nationen in Libyen (UNSMIL) ist. Nach Salames Angaben sind die notwendigen Gebäude bereits eingerichtet: "Wir haben eine kleine Niederlassung eingerichtet, wo es zwar keinen Platz gibt für die gesamte UN-Mission, aber für einen wesentlichen Teil der Mitarbeiter.
Ich hoffe, dass meine Kollegen sie langsam und schrittweise nutzen werden, um der libyschen Administration und der libyschen Bevölkerung näher zu sein." Zugleich warnte Salame vor einer zu starken Einmischung von außen in den libyschen Bürgerkrieg. "Ich denke, eine Ausuferung von Vermittlungsbemühungen hilft nicht. Sie kommen von allen Seiten, Organisationen, Ländern und so weiter. Die Libyer sind verwirrt, wenn sie sechs oder sieben verschiedene Operationen vor ihren Augen haben."
Welche Länder er genau meint, sagte Salame nicht. "Aber immer mehr Köche zu haben hilft nicht, ein leckeres Essen zu kochen." Scharfe Kritik übte Salame, der seit Juli als Nachfolger von Martin Kobler im Amt ist, an den Zuständen in libyschen Flüchtlingslagern: "Ich glaube, dass die Aufnahmelager für Migranten viel menschlicher sein könnten und ich hoffe, dass sich meine Kollegen darum kümmern." Es müss! e "eine ganze Menge" passieren.
Salame weiter: "Das tägliche Leben in den Aufnahmelagern in Libyen muss sich radikal ändern. Die Menschen brauchen eine ausreichende Gesundheitsversorgung. Frauen, Ältere und Kinder müssen besonders geschützt werden." Hintergrund: Die UN hatten wegen der anhaltenden Gewalt im Juli 2014 ihr gesamtes Personal außer Landes gebracht. Lediglich ein paar einheimische Mitarbeiter blieben vor Ort. Der Sitz von UNSMIL ist derzeit Tunis (Tunesien).
Quelle: dts Nachrichtenagentur