Aufarbeitung der Stasi-Unterlagen Nutzung der DDR-Personenkennzahl läuft zum Jahresende aus
Archivmeldung vom 20.12.2005
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Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt15 Jahre nach der Wende erregt die Personenkennzahl (PKZ) des DDR-Melderegisters noch einmal die Gemüter. Die aus zwölf Ziffern bestehende Zahl, aus der sich Geburtsdatum, Geschlecht und Geburtskreis ableiten lassen, kann nur noch bis zum Jahresende für Recherchezwecke - etwa bei der Aufarbeitung der Stasi-Problematik - verwendet werden.
Das berichtet die in Halle erscheinende
Mitteldeutsche Zeitung. Daten des Zentralen
Einwohnerregister (ZER) der DDR - wozu die PKZ gehört - konnten
bisher dank verlängerter Gesetzesfristen für Recherchen in der
Stasi-Unterlagenbehörde genutzt werden. Diese Frist läuft zum
Jahresende 2005 aus.
Ostdeutsche Bürgerrechtler fürchten nun Behinderungen in ihren
Recherchen. "Dieses Instrument ist für eindeutige Identifizierungen
unerlässlich", betont Konrad Taut vom Bürgerkomitee Leipzig gegenüber
der MZ. So gebe es immer wieder Überschneidungen von Namen und
Geburtstagen, die ohne Zuordnung durch einen Geburtsort nicht
aufgelöst werden könnte. Aber auch die für Doppelidentitäten von
Offizieren genutzten fiktiven PKZ, die aus konspirativen Gründen in
das Register eingelesen wurden, seien nur im Zentralregister zu
finden. "Wenn das Register zum Jahreswechsel vernichtet wird, fehlen
uns wertvolle Informationen", so Taut. Er fordert deshalb eine
Novellierung des Stasi-Unterlagengesetzes durch den Bundestag noch im
Jahre 2005.
Auch die Stasi-Unterlagen-Behörde selbst sei "nicht glücklich"
über die veränderte Rechtslage ab nächstem Jahr. "Die PKZ stellt bei
unseren Recherchen eine wichtige Brücke zur alten Meldeadresse dar",
so Behördensprecher Christian Booß. Er verstehe zwar, dass
Datenschützer "nicht glücklich" seien über die Benutzung - sie
erfolge aber nur in extrem eingeschränkten Fällen. Die
Birthler-Behörde in Berlin will die Änderung möglichst in einem
ganzen Paket von anderen Novellierungsvorschlägen mit durchsetzen.
Quelle: Pressemitteilung Mitteldeutsche Zeitung