30.000 Menschen an der Ostküste Sri Lankas eingeschlossen
Archivmeldung vom 09.08.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittSeit Ende letzter Woche fliehen immer mehr Menschen zu Fuß aus der mehrheitlich von Muslimen bewohnten Stadt Muttur im Nordosten Sri Lankas. Ihr Ziel ist die weiter im Landesinneren gelegene Stadt Kantale.
Die Muslime drohen zum Opfer
der seit zwei Wochen andauernden Kämpfe zwischen der Sri Lankischen
Armee und den Liberation Tiger of Tamil Eelam (LTTE) zu werden, in
deren Verlauf rund 30.000 Menschen in Muttur eingeschlossen wurden.
medico-Projektpartner Shreen Saroor vom Mannar Women Development
Forum (MWDF) berichtet, dass die Flüchtlingslager in Kantale jetzt
schon überfüllt sind: "In den Lagern gibt es weit mehr Kinder als
Erwachsene. Das größte Problem ist die Hygiene. Die Umgebung ist
völlig verdreckt und voller Moskitos. Die Leute können ihre Kleidung
nicht wechseln, haben sich seit drei, vier Tagen nicht mehr waschen
können." Wenn die Flüchtlinge nicht umgehend besser verteilt werden,
drohe Seuchengefahr. "Bereits jetzt klagen einige Frauen; dass ihre
Kinder an Hautausschlägen, Halsschmerzen und Flüssigkeitsmangel
leiden;" so Saroor.
Zugleich warnt Saroor, dass die Spannungen zwischen Tamilen,
Singhalesen und Muslimen außer Kontrolle geraten könnten. "Gerade
erfahre ich, dass man die Leiche eines tamilischen Jugendlichen
gefunden hat und dass zugleich zwei junge Muslime von Unbekannten aus
einem der Lager entführt wurden. Immer häufiger kommt es zu
Auseinandersetzungen zwischen tamilischen und muslimischen
Jugendlichen."
Die Kämpfe zwischen Sri Lankischer Armee und LTTE gefährden auch
den Bestand der von den medico-Partnern SEED und SWEED organisierten
Wiederansiedlungsprojekte für Tsunami-Überlebende in Mullaittivu und
Batticaloa. Beide Ortschaften wurden am Wochenende von der Sri
Lankischen Luftwaffe bombardiert, im Hafen von Mullaittivu liegt die
Flotte der LTTE, die sog. "Sea Tigers". Die Aufbauarbeit ist
praktisch zum Stillstand gekommen. Aus Angst vor Überfällen sowohl
der Armee wie der LTTE flüchten die vom medico-Partner SWEED in der
Siedlung Manmunai bei Batticaloa versorgten Menschen nachts zu
Verwandten in die Stadt. Tagsüber bleibt nur eine Wache zurück, die
die Häuser und das wenige Eigentum der ebenfalls muslimischen
Flüchtlinge schützen soll.
Quelle: Pressemitteilung medico international