Einige Worte eines "befreiten" Irakers
Archivmeldung vom 08.03.2005
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Freigeschaltet durch Michael DahlkeSehr geehrter Herr Bush, es war bedauerlich, daß es Ihnen während Ihres Überraschungsbesuchs Baghdads zum Erntedankfest im vergangenen Jahr nicht gestattet wurde, gewöhnliche irakische Bürger zu sehen und mit ihnen zu sprechen. Jene Iraker, die Sie während Ihres Besuchs trafen, waren Teil des von Amerika eingerichteten Satellitenstaates, der auf den Rücken amerikanischer Panzer kam.
Natürlich erzählten sie Ihnen, was Sie hören wollten. Mehr noch, Herr Präsident, lebten sie, wie Ihre anderen Berater im Irak, in ihren isolierten Blasen in der abgesicherten "Grünen Zone" mit äußerst geringem Kontakt zu einfachen Irakern.
Ich bin sicher, daß, hätten sie mit einfachen Irakern gesprochen, Sie andere Meinungen erhalten hätten als jene, die an Sie von Ihren amerikanischen oder irakischen Beratern weitergereicht werden. Als einfacher irakischer Bürger möchte ich meine Gedanken zu dem irakischen Dilemma, in dem sich Amerika befindet, mit Ihnen teilen.
Vor über einem Jahr versprachen Sie dem irakischen Volk, daß "die Folterkammern und die Geheimpolizei für immer verschwunden sind." Herr Präsident, ich wollte Ihnen damals wirklich glauben. Ich fand später heraus, daß Ihre amerikanischen Soldaten seit Mai 2003 das irakische Volk folterten. Ich entdeckte außerdem, daß Ihre Generäle davon wußten und Berichte an ihre Vorgesetzten über solche Menschenrechtsverletzungen schrieben. Ich werde im Zweifel für den Angeklagten entscheiden und annehmen, daß Ihnen, Herr Präsident, Ihre Berater diese Fakten nicht mitteilten.