Marine Le Pen im stern: Merkels Politik geht mir vollkommen gegen den Strich
Archivmeldung vom 24.06.2015
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Chefin der rechtsextremen Partei Frankreichs "Front National", Marine Le Pen, fällt über Bundeskanzlerin Angela Merkel ein zwiespältiges Urteil. "Sie verteidigt die Interessen Deutschlands wirklich gut, da kann man nichts sagen; sie ist eine zupackende Frau, eine Eiserne Lady. Sie ist auch kein Bling-Bling-Sarkozy im Unterrock", sagt die Französin im Gespräch mit dem Magazin stern. "Aber ihre Politik geht mir vollkommen gegen den Strich." Wenn Merkel eine Entscheidung treffe, stehe im Vordergrund, ob das gut für Deutschland und die Deutschen sei. Le Pen weiter: "Mich nervt, dass ihr niemand deutlich sagt: Sie machen das für Deutschland, aber zwingen Sie mir nicht Ihre Maßnahmen auf, denn sie sind für uns eine Katastrophe."
Kritik übt Le Pen auch an Frankreichs früherem Staatschef Nicolas Sarkozy: "Er beleidigt mich in der Presse, auch unter der Gürtellinie", sagt sie über ihn, "er ist brutal und unangenehm."
Für die wirtschaftliche Malaise Frankreichs macht die Rechtsextreme allein die EU verantwortlich. "Noch nie", erklärt sie im stern, "kursierten zwischen Europas Hauptstädten so viele Beleidigungen wie in jüngster Zeit. Die Deutschen gelten als die neuen Herrscher, die Griechen als Diebe, die Italiener als Schummler, die Franzosen als Faulenzer. Für mich ist die EU kein Friedenswerk, sondern eine Plattform des Wirtschaftskriegs. Eines Konkurrenzkampfs, der sich widerspiegelt im unterschiedlichen Lohnniveau der einzelnen EU-Länder."
Le Pen glaubt fest daran, in zwei Jahren die französischen Präsidentschaftswahlen zu gewinnen. Am liebsten würde sie dann überall in Europa wieder Grenzstationen einrichten und Zölle erheben lassen. Auf die Frage des stern, ob dann die Franzosen wieder Importabgaben zahlen müssen, wenn sie einen BMW kaufen, sagt Marine Le Pen: "Ich wäre entzückt, wenn die Franzosen keine deutsche Wagen kauften, sondern nur noch Renaults und Peugeots."
Quelle: Gruner+Jahr, stern (ots)