»Erlassjahr«-Experte: "108 Staaten sind in einer kritischen Schuldensituation"
Archivmeldung vom 14.04.2016
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittBei der Frühjahrstagung von Internationalem Währungsfonds (IWF) und Weltbank wird die Frage der Staatsverschuldung, abgesehen von Griechenland, sträflich vernachlässigt. "In 108 Ländern gibt es Alarmsignale. Das heißt nicht, dass die alle kurz vor der Staatspleite stehen, aber es bedeutet, dass in 108 Ländern auf die Schuldensituation geachtet werden muss, sowohl was die Kreditaufnahme angeht als auch was den Umgang mit bestehenden Schulden angeht", sagt Jürgen Kaiser in der in Berlin erscheinenden Tageszeitung "neues deutschland" (Freitagausgabe).
Laut dem politischen Koordinator der Organisation »Erlassjahr«, die sich für Schuldenerleichterungen zugunsten der Entwicklungsländer einsetzt, ist das Szenario ähnlich wie vor dem Beginn der Schuldenkrise in den 80er Jahren mit "Rohstoffpreisverfall und Niedrigzinsniveau als Ausgangspunkte". "Das macht es für viele Regierungen sehr verlockend, die entstandenen Löcher mit billigen Krediten zu stopfen, was sie teuer zu stehen kommen kann." Die im IWF 2002 diskutierte Idee einer staatlichen Insolvenzordung, wie sie von der UNO-Generalversammlung gefordert wird, ist in Washington passé: "Eine Neuauflage der Diskussion hat sich der IWF verboten. Es gibt im Kontext der UN-Debatte von IWF-Chefin Christine Lagarde die Aussagen, 'wir arbeiten an so etwas nicht.'"
Quelle: neues deutschland (ots)