Ägypten: Straßenkinder für Teilnahme an Ausschreitungen bezahlt?
Archivmeldung vom 20.12.2011
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) berichtet, dass gestern sowohl Menschenrechtsaktivisten als auch der de-facto-herrschende Oberste Militärrat den Vorwurf erhoben, ägyptische Straßenkinder wären für ihre Teilnahme an den seit Freitag, den 16. Dezember, andauernden gewaltsamen Ausschreitungen bezahlt worden. Nach Angaben regierungsnaher Medien wurden bisher 13 Menschen getötet und 815 verletzt. Bei einer Pressekonferenz des Obersten Militärrats wurde gestern ein Video gezeigt, auf dem Minderjährige gestehen, mit Geld und Nahrung für das Werfen von Steinen am Tahrir-Platz und der Qasr al-Ainy Straße bezahlt worden zu sein.
Die ägyptische Menschenrechtsorganisation „Egyptian Association for the Assistance of Juveniles and Human Rights“ bestätigt, dass Kinder bezahlt wurden, um Unruhe zu stiften. „Es gibt Kinder, die ernsthaft die Revolution unterstützen wollen, aber es gibt auch andere, die nur da sind, um Ärger zu machen”, so Mahmoud al-Badawy, Sprecher der Menschenrechtsrorganisation. Seine Vermutungen basieren auf einem Bericht des staatlichen Nachrichtensenders Al-Oula, in dem eine Gruppe von Kindern gegenüber Sicherheitskräften gesteht, zwischen 50 und 100 Ägyptische Pfund (ca. 6 bzw. 12 Euro) dafür bekommen zu haben, Steine auf Sicherheitsbeamte zu werfen.
Nach al-Badawy ist diese Praxis nicht neu. Bei dem Angriff auf die israelische Botschaft im September 2011 erhielt ein Ägypter 10.000 ägyptische Pfund dafür, eine Gruppe Kinder dazu zu bringen, sich an dem Angriff zu beteiligen. „Dieselben Kinder setzten auch Fahrzeuge der Saudi-Arabischen Botschaft in Brand”, so al-Badawy. Er vermutet, dass Sympathisanten der ehemaligen Nationaldemokratischen Partei Mubaraks die Kinder bezahlten, da sie Interesse daran haben, die Revolution zum Scheitern zu bringen. „Wenn Ägypten im Chaos versinkt, sehnen sich die Menschen wieder nach Mubarak“, so al-Badawy.
Wie die IGFM berichtet, wurden bei den seit Freitag andauernden Unruhen bisher 23 Kinder verhaftet, 21 befinden sich bereits wieder in Freiheit, gegen zwei 11-jährige wird noch wegen „Angriff auf das Militär“ ermittelt. Die IGFM fordert den „Nationalen Rat für Kindheit und Mutterschaft“ dazu auf, seine Aufgabe gerade in Krisenzeiten ernst zu nehmen und sich für einen besseren Schutz von Kindern und Jugendlichen einzusetzen.
Quelle: Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM)