Kreml-Kritiker Chodorkowski hat nicht an Entlassung gedacht
Archivmeldung vom 07.02.2014
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Freigeschaltet durch Manuel SchmidtDer Kreml-Kritiker Michail Chodorkowski hat während seiner jahrelangen Haft nicht an eine Entlassung gedacht. "Viele Häftlinge schmieden Pläne für ihre Zukunft, leben von der Hoffnung, zählen die Tage bis zur Entlassung. Sie machen sich damit selbst verrückt. Wenn die russische Justiz ihre Hoffnungen dann zerstört, zerbrechen sie", sagte Chodorkowskis Sohn Pawel der Online-Ausgabe der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". "Mein Vater hat aufgehört, an eine Entlassung zu denken, hat sich ganz auf seine Verteidigung konzentriert und nach den Prozessen auf Bücher und andere Aufgaben."
Im Gefängnis sei Chodorkowski rund um die Uhr mit Kameras überwacht worden, sagte sein Sohn. "Sobald mein Vater in ein Lager oder Gefängnis kam, wurde dort strikt Dienst nach Vorschrift gemacht. Ohne jede Abweichung im Positiven wie im Negativen. Das erschwerte das Gefängnisleben für alle - für die Häftlinge ebenso wie für das Personal und die Direktoren. Ohne ihn wäre es sicher entspannter zugegangen."
Michail Chodorkowski sei dem russischen Präsidenten Wladimir Putin für die Freilassung nicht dankbar, sagte Pawel Chodorkowski in dem Interview. "Mein Vater sagte es so: `Ich kann nicht sagen, dass ich ihm dankbar bin, aber ich habe mich über seine Entscheidung gefreut.` Ich sehe es ähnlich. Ich kann nicht sagen, dass ich ihm verziehen habe, aber Wut auf ihn habe ich nicht."
Mit Kritik an Putin müsse sich Chodorkowski zurückhalten, weil nach wie vor ein Mitarbeiter von ihm in Russland inhaftiert ist. "Meinem Vater sind die Hände gebunden. Er hat zwar keine Verpflichtungen auf sich genommen. Aber wir verstehen wunderbar, dass sein weiter eingesperrter Mitarbeiter eine Geisel ist. Ich fühle mich verpflichtet, nichts zu tun, was negative Auswirkung auf sein Schicksal haben könnte."
Quelle: dts Nachrichtenagentur