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Detlev Mehlis: "Zum Abschuss freigegeben"

Archivmeldung vom 23.11.2006

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 23.11.2006 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Nach dem Attentat auf den libanesischen Minister Pierre Gemayel sprach die Märkische Oderzeitung mit dem früheren UN-Sonderermittler im Libanon, dem Berliner Oberstaatsanwalt Detlev Mehlis: Im folgenden Auszüge aus dem Interview:

Märkische Oderzeitung: Herr Mehlis, wie bewerten Sie die Situation im Land nach dem Attentat auf Gemayel?

Detlev Mehlis: Die Situation ist zerbrechlicher als je zuvor seit dem Ende des Bürgerkriegs 1990. Die demokratisch gewählte und legitimierte Regierung ist von ihren Gegner buchstäblich zum Abschuss freigegeben.

Im Libanon gibt es seit längerem eine schwere Regierungskrise. Wächst der Einfluss Syriens und des Iran im Land?

Die syrische Armee und die Geheimdienste haben ja im März vergangenen Jahres nach 30 Jahren den Libanon nicht freiwillig verlassen, sondern auf massiven internationalen Druck. Natürlich ist dem syrischen Regime daran gelegen, den verlorenen Einfluss wieder zurückzugewinnen.

Kann der Westen etwas tun, um die wacklige Demokratie im Land zu stützen?

Der Westen tut ja gemeinsam mit vielen arabischen Staaten und der UNO schon sehr, sehr viel für das Land. Mittelfristig können alle, die einen unabhängigen demokratischen Libanon wollen, nur darauf hinwirken, dass das Land eine demokratische Tradition und ein derzeit noch unterentwickeltes Nationalbewusstsein entwickelt. Noch heute steht für viele Libanesen ihre religiöse Zugehörigkeit im Vordergrund. Darauf ist auch das Wahlsystem ausgerichtet. Den Nachbarländern des Libanon sollte auch weiterhin sehr deutlich gemacht werden, dass sie jegliche Einmischung zu unterlassen haben.

Quelle: Pressemitteilung Märkische Oderzeitung

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