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Studie: Gerechtigkeitslücke in Europa wächst

Archivmeldung vom 13.09.2014

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 13.09.2014 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: Gerd Altmann / pixelio.de
Bild: Gerd Altmann / pixelio.de

In Europa wächst die Kluft zwischen einem gerechten Norden und einem ungerechten Süden: Das zeigt dem Nachrichtenmagazin "Focus" zufolge der EU-Gerechtigkeitsindex der Bertelsmann Stiftung. Deutschland erreiche in diesem groß angelegten Vergleich aller 28 EU-Mitgliedsstaaten Platz sieben. Sieger ist demnach Schweden, gefolgt von Finnland, Dänemark und den Niederlanden. Weit abgeschlagen auf dem letzten Platz finde sich der Eurokrisenstaat Griechenland. Die Eurokrise habe den Abstand zwischen dem wohlhabenden Norden und dem ärmeren Süden weiter vergrößert, heißt es laut "Focus" in der Studie.

Zugleich wachse das Ungleichgewicht zwischen den Generationen. Jüngere Menschen seien stärker von sozialer Ungerechtigkeit betroffen als ältere. Europäische Spitzenpolitiker beobachten diese Entwicklung mit Sorge: "Dass sich in Europa eine immer größere Gerechtigkeitslücke auftut, dürfen wir nicht tatenlos hinnehmen", sagte der Präsident des Europäischen Parlaments, Martin Schulz (SPD), dem "Focus". "Demokratie braucht aber nicht nur freie Wahlen, sondern auch das Versprechen, dass man aufsteigen kann, wenn man sich anstrengt. Deshalb werden wir in Europa jetzt dringend etwas gegen die extrem hohe Jugendarbeitslosigkeit tun müssen, weil sie unsere Gesellschaften von innen zerstört." Der Vorsitzende der CDU-Gruppe im Europäischen Parlament, Herbert Reul, sagte "Focus": "Ich kann nur vor dem üblichen Reflex warnen, gleich wieder mehr Geld für diese Länder zu fordern. Mit der Devise `mehr Kohle` kann man das Problem nicht lösen." Es fehle in den Ländern immer noch an den nötigen Strukturen und an Knowhow. Deutschland hat der Studie zufolge trotz der Krise seine Gerechtigkeitswerte verbessert. Grund dafür sei vor allem der starke Arbeitsmarkt. Trotzdem schaffe das Land bei Themen wie Bildungsgerechtigkeit nur einen Platz im Mittelfeld. Bei der Gesundheitsversorgung punkte Deutschland mit hoher medizinischer Qualität, aber bei den zu erwartenden "gesunden Lebensjahren" erreiche die Bundesrepublik nur Platz 23. "Deutschland steht in puncto soziale Gerechtigkeit in Europa vergleichsweise gut da", sagte der Vorstand der Bertelsmann Stiftung, Jörg Dräger, dem "Focus". "Selbstzufriedenheit darf sich das Land aber nicht leisten. Noch immer haben wir eine zu geringe Durchlässigkeit zwischen atypischen Beschäftigungsformen und Normalarbeitsverhältnissen. Und auch die nach wie vor zu hohe Zahl von Bildungsverlierern zeigt, dass wir unsere Hausaufgaben in Sachen sozialer Gerechtigkeit noch lange nicht erledigt haben." Der neue EU-Gerechtigkeitsindex der Bertelsmann Stiftung untersucht dem "Focus" zufolge anhand von 35 Kriterien sechs verschiedene Dimensionen sozialer Gerechtigkeit: Armut, Bildung, Arbeitsmarkt, Gesundheit, Generationengerechtigkeit sowie gesellschaftlicher Zusammenhalt und Nicht-Diskriminierung. Neben statistischen Daten fließen qualitative Einschätzungen von etwa 100 Wissenschaftlern ein.

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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