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Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba im stern: "Deutschland fürchtet sich vor wirtschaftlichen Opfern"

Archivmeldung vom 30.03.2022

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 30.03.2022 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić
Deutschlands Regierung zahlt international und freigiebig - die Verlierer sind die Deutschen (Symbolbild)
Deutschlands Regierung zahlt international und freigiebig - die Verlierer sind die Deutschen (Symbolbild)

Bild: Unbekannt / Eigenes Werk

Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba hat sich mit bitteren Worten über eine mangelnde Unterstützung seines Landes durch den Westen und vor allem Deutschland beklagt. "Einige westliche Staaten sind perfekt darin, Ausflüchte zu finden, um etwas für die Ukraine nicht zu tun. Darin sind sie wirklich exzellent", sagt Kuleba in einem Interview mit dem Hamburger Magazin stern.

Kuleba  weiter: "Deutschland fürchtet sich davor, wirtschaftliche Opfer bringen zu müssen. Aber wissen Sie was? Wir bringen wirkliche Opfer. Wir verlieren Menschen."

"Russland nicht zu unterstützen bedeutet nicht automatisch, dass man damit bereits die Ukraine unterstützt. Solange der Krieg weitergeht, muss Ihr Land mehr für uns tun", so Kuleba. Er fordert unter anderem, russische Im- und Exporte über deutsche Häfen zu stoppen, alle Banken vom Swift-System abzukoppeln und sämtliche Lieferungen von Gas, Öl und Kohle sofort zu beenden. "Das sind echte Maßnahmen, um Russlands Kriegsmaschinerie zu stoppen."

Deutschland müsse "langsam begreifen, dass die Zeiten vorbei sind, mit Russland zu sympathisieren", sagt der ukrainische Politiker, der wie Präsident Wolodymyr Selenskyj in Kiew geblieben ist, dem stern. Aus Sicherheitsgründen arbeite er allerdings niemals zwei Tage hintereinander im selben Büro und wechsele permanent seinen Schlafplatz. "Ich schlafe schlecht, wache zwei-, dreimal in der Nacht auf. Wegen des Luftalarms", berichtet Kuleba im Gespräch mit dem stern. Über die drohende Todesgefahr werde in der ukrainischen Führung aber nicht geredet. "Wir alle wissen: Es ist Krieg. Alles kann passieren. In jedem verdammten Moment. Da müssen wir durch. Und zwar mit Würde."

Kuleba pocht in dem stern-Gepräch auch auf die Einrichtung einer Flugverbotszone über der Ukraine. Der Nato wirft er mangelndes Selbstvertrauen vor. Der russische Präsident Wladimir Putin nutze seine Drohungen mit Atom- und Chemiewaffen nur als "Druck- und Einschüchterungselement", sagt Kuleba. "Er will, dass der Westen vor Angst gelähmt wird, während Russland weiterhin ukrainische Städte auch ohne den Einsatz von Atomwaffen vom Erdboden tilgt. Paradoxerweise sind Atomwaffen für Putin am effektivsten, bis sie eingesetzt werden. Wir dürfen nicht zulassen, dass er uns mit diesen Drohungen einschüchtert", so der ukrainische Außenminister wörtlich.

Er selbst sei "wahnsinnig stolz zu einem Land zu gehören, das sich so wehrt wie die Ukraine. "Wir haben keine Angst vor Russland", sagt Kuleba dem stern. "Wir haben keine Wahl. Wenn die Ukraine gewinnt, wird es ein neues Russland geben. Wenn Russland gewinnt, wird es keine Ukraine mehr geben. Deshalb werden wir so lange kämpfen, bis wir gewonnen haben."

Quelle: Gruner+Jahr, STERN (ots)


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