Südosteuropa erhält kein russisches Gas mehr
Archivmeldung vom 06.01.2009
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 06.01.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Oliver RandakJetzt droht Europa ein Problem mit der Gasversorgung. Die Ukraine hat die Erdgas-Kunden in Westeuropa vor ernsten Lieferproblemen gewarnt. Aber nicht nur durch diese Pipeline strömt nicht mehr genug Gas - Russland hat auch den Hahn in Richtung Südeuropa zugedreht.
Der Energie-Streit zwischen Moskau und Kiew kann sich nach Angaben aus der Ukraine in Kürze verstärkt auf Europa auswirken. Wegen einer gedrosselter Zufuhr aus Russland könne es kurzfristig zu Engpässen bei der Weiterleitung nach Westeuropa kommen, teilte das Staatsunternehmen Naftogas am Dienstag nach Angaben der Agentur Interfax in Kiew mit. Russland pumpe derzeit nur 92 Millionen Kubikmeter statt wie sonst täglich 221 Millionen Kubikmeter in ukrainische Transitpipelines. Aus Moskau lag dazu zunächst keine Stellungnahme vor. Russlands Präsident Alexander Medwedew, der auch Vize-Chef des Monopolisten Gazprom ist, wird am Dienstag in Berlin erwartet.
Russlands Regierungschef Wladimir Putin hatte am Montag eine Teilversorgung von Westeuropa über alternative Routen veranlasst. Der frühere Kremlchef wies Gazprom an, rund 65,3 Millionen Kubikmeter Gas nicht durch Pipelines in der Ukraine, sondern zum Beispiel durch die Türkei und Weißrussland zu pumpen. Es handele sich um die Menge, die die Ukraine aus Transitleitungen illegal abzapfe. Kiew bestreitet dies. Medwedew soll in Berlin eine von Tschechiens Industrie- und Handelsminister Martin Riman geführte EU-Abordnung sowie Wirtschaftsstaatssekretär Jochen Homann treffen.
Unterdessen hat Russland die Gas-Lieferungen für große Teile Südosteuropas komplett gestoppt. Das bulgarische Wirtschaftsministerium teilte mit, die Lieferungen an die Gasgesellschaft Bulgargaz seien in der Nacht zum Dienstag eingestellt worden. Das Gas sei für den heimischen Markt und zur Weiterleitung nach Griechenland, in die Türkei und nach Mazedonien bestimmt gewesen.
In Deutschland sind bislang in dem am Neujahrstag ausgebrochenen Streit bisher keine Lieferengpässe bekanntgeworden. Hingegen erhielten unter anderem Polen, Rumänien, Bulgarien und die Slowakei erneut bis zu 30 Prozent weniger russisches Gas aus der Ukraine. Auch Ungarn, Serbien und Bosnien fürchten nach Angaben aus Kiew eine Reduzierung.