Ohne Türkei ist der Westen kaum handlungsfähig
Archivmeldung vom 25.07.2016
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Freigeschaltet durch André OttDer Direktor des Instituts für Sicherheitspolitik an der Universität Kiel, Joachim Krause, hat die deutsche Politik vor falschen Weichenstellungen in der Auseinandersetzung mit der Türkei gewarnt.
"Wir benötigen die Türkei, weil ohne sie im Nahen und Mittleren Osten die westliche Staatengemeinschaft kaum handlungsfähig ist. Deswegen sollten wir den Nato-Austritt der Türkei nicht herbeireden, am allerwenigsten sollten deutsche Politiker damit drohen", sagte Krause dem "Handelsblatt". Er vermute, das Land werde diesen Schritt bald von alleine gehen.
Wichtig sei daher, sich zu überlegen, "wie man mit dieser neuen Türkei vernünftig und behutsam umgeht", fügte Krause hinzu. "Die Dinge im Nahen Osten entwickeln sich mit einer Dynamik, die die deutsche Politik zu überfordern scheint." Der Kieler Sicherheitspolitik-Experte betonte, dass sich die Türkei von Drohungen mit dem Ende der EU-Beitrittsverhandlungen oder dem Ausschluss aus der Nato kaum beeindrucken lassen werde.
"Die Türkei hat unter Erdogan und der AKP innen- wie außenpolitisch einen ganz eigenen Weg eingeschlagen und wir werden die Richtung kaum beeinflussen können, in die sich das Land bewegt", sagte er. Die Türkei habe sich endgültig vom Kemalismus und der Demokratie verabschiedet und entwickle sich zu einem neuen Sultanat, "in dem Politik hauptsächlich betrieben wird, um diejenigen reich zu machen, die an den Schalthebeln der Politik sitzen", sagte Krause. Nichts anderes stecke hinter den Säuberungen im Staatsapparat.
Quelle: dts Nachrichtenagentur