Nach Tolu-Freilassung: Kölner Wissenschaftler hofft auf Ausreise aus der Türkei
Archivmeldung vom 19.12.2017
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Freigeschaltet durch André OttNach der Freilassung der deutschen Journalistin Mesale Tolu (33) aus der Untersuchungshaft in der Türkei rechnet der Kölner Soziologe Sharo Garip (51) damit, dass die türkischen Behörden am heutigen Dienstag sein Ausreiseverbot aufheben werden.
Seit Januar 2016 darf der deutsche Staatsbürger die Türkei nicht verlassen, weil er als einer von fast 2000 Wissenschaftlern damals eine Online-Petition der "Akademiker für den Frieden" unterzeichnet hatte. Sie beinhaltet einen Appell an den türkischen Staat, die Friedensverhandlungen mit den Kurden wiederaufzunehmen. Am heutigen Dienstag muss sich Garip vor dem Gericht in Istanbul wegen des Vorwurfs der Unterstützung und Mitgliedschaft in der Terrororganisation PKK verantworten. Der Prozess gegen den Kölner ist nur einer von mindestens 300, die in den nächsten Monaten folgen und von internationalen Beobachtern als Schauprozesse gewertet werden.
Bisher gab es schon drei Prozesstermine gegen Mitglieder der "Akademiker für den Frieden" - alle noch ohne Urteile. "Nach der Freilassung von Mesale Tolu aus der Untersuchungshaft hat man mir signalisiert, dass ich mit einer Aufhebung des Ausreiseverbots rechnen kann", sagte Garip dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Dienstagsausgabe). Sechsmal hat seine Rechtsanwältin Widerspruch gegen das Ausreiseverbot erhoben. Das sei mit der Begründung abgelehnt worden, "dass ich ein Ausländer bin und man mich nicht ausfindig machen könne". Das falle mit dem Prozessauftakt weg. Das Verbot sei "totale Willkür und Freiheitsberaubung". Seinen Beruf kann Garip nicht mehr ausüben. "Ich kann in Istanbul nur spazieren gehen. Mehr nicht."
Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger (ots)