BKA kann Folteraussagen für eigene Ermittlungen nicht mehr ausschließen
Archivmeldung vom 13.12.2005
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittNach Recherchen des ARD Politmagazins Report München verwendet das Bundeskriminalamt für Ermittlungen auch Aussagen, die im Ausland von Geheimdiensten möglicherweise unter Folter erpresst wurden. Auf die Frage von Report München in einem Exklusivinterview mit BKA-Präsident Jörg Ziercke, ob er die Verwendung von Foltergeständnissen komplett ausschließen könne, antwortet er wörtlich:
"Ich kann das nicht komplett ausschließen, das
ist richtig, ja." So wurden BKA-Fahnder mindestens zweimal zu
Einsätzen in den nahen Osten geschickt. Dort haben sie Festgenommene
verhört, die zuvor offenbar gefoltert wurden.
Auch bei der Kfor, den Truppenkontigenten der Nato im Kosovo, gibt
es offenbar Menschenrechtsverletzungen. Der Europaratskommissar
Alvaro Gil Robles kritisiert die Zustände in dem Kfor-Lager Camp
Bondsteel. "Dort sieht es aus wie in Guantanamo", so Robles. Die
Bundeswehr erklärt gegenüber Report München, dass sich deutsche
Soldaten immer wieder nur kurz in Bondsteel aufhalten und keine
Auskunft zu Details im Lager erteilen könnten. Weil fünf Jahre nach
Beendigung des Krieges der Kosovo immer noch einem rechtsfreien Raum
entspricht, setzt sich nun der Europarat kritisch mit der rechtlichen
Situation von Kfor-Gefängnissen auseinander. Der Münchner
Völkerrechtler und Jurist Prof. Georg Nolte ist Mitglied in der
zuständigen Kommission des Europarats. Er kritisiert, daß es in
Kfor-Gefängnissen "keine unabhängige richterliche Überprüfung von
Inhaftierungen" gebe.
Quelle: Pressemitteilung BR Bayerischer Rundfunk