Polizei-Gewerkschaft kritisiert fast unzumutbare Arbeits- und Ausbildungsbedingungen in Afghanistan
Archivmeldung vom 13.10.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Konrad Freiberg, hat der internationalen Staatengemeinschaft vorgeworfen, zu wenig für den Polizei-Aufbau in Afghanistan zu tun und die Polizei in Afghanistan unter unzumutbaren Bedingungen arbeiten zu lassen.
In einem Interview mit der "Leipziger
Volkszeitung" sagte Freiberg: "Die internationale
Gemeinschaft tut insgesamt zu wenig. Polizisten sind nicht der
Rettungsanker in einem Guerillakrieg." Erst wenn die Lage militärisch
befriedet sei, könne ein Staatsaufbau stattfinden mit Justiz und
Polizei. "Wenn nur Leute gesucht werden, die gut zielen können, ist
die Polizei der falsche Ansprechpartner."
Die deutsche Polizei habe große Anstrengungen unternommen,
Polizisten in Afghanistan auszubilden, meinte der GdP-Chef. "Um ihre
Familien überhaupt ernähren zu können, treten sie dann aber mit ihrer
Ausbildung in den Dienst wesentlich besser bezahlender Warlords und
Rauschgiftbarone. Sich für ein Polizistengehalt von rund 70 Euro im
Monat in die Luft sprengen zu lassen, ist ein bisschen viel
verlangt." Das könne man aber nicht Deutschland und nicht den
deutschen Polizeiausbildern anlasten.
Grundsätzlich aber wisse man aus den Erfahrungen im ehemaligen Jugoslawien, "dass sich die Menschen nach einem Krieg nach Recht und Gerechtigkeit sehnen, oft mehr, als nach einer regelmäßigen Stromversorgung". Mit Blick auf Klagen über zu wenig internationale Polizisten in Afghanistan räumte Freiberg ein, dass es derzeit Engpässe gebe, weil das Kontingent aufgestockt werden solle. "Polizist in einer derartigen Auslandsmission ist aber auch kein Zuckerschlecken und wird im Fall von Afghanistan immer lebensgefährlicher. Oft stellt sich die Frage, wie geht es nach Beendigung des Einsatzes zu Hause weiter? Ist die Versetzung oder die interessante Stelle weg? Es ist erstaunlich, wie viel Polizeibeamtinnen und -beamte zu einem solchen Auslandseinsatz aus Idealismus bereit sind, obwohl er persönliche Härten, Unbequemlichkeiten, Familienprobleme und Gefahren bedeutet."
Quelle: Pressemitteilung Leipziger Volkszeitung