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Russland: Journalist in Dagestan erschossen

Archivmeldung vom 16.12.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 16.12.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Reporter ohne Grenzen (ROG)
Reporter ohne Grenzen (ROG)

Reporter ohne Grenzen (ROG) ist bestürzt über die Ermordung des Journalisten Chadschimurad Kamalow in der Nacht vom 15. auf den 16. Dezember 2011 in der russischen Teilrepublik Dagestan. Der Gründer der unabhängigen Wochenzeitung "Tschernowik" und Direktor des Verlagshauses "Swoboda Slowa" (übersetzt: "Redefreiheit") wurde vor dem Hauptsitz des Unternehmens in der Hauptstadt Dagestans, Machatschkala, in der Nacht des 15. Dezember gegen 23.30 Uhr erschossen.

Augenzeugen zufolge sollen einer oder mehrere maskierte Männer mehrere Schüsse auf Kamalow abgefeuert haben und anschließend in einem schwarzen Lada geflohen sein. Am Tatort wurden offiziellen Angaben zufolge 14 Patronen gefunden. Der Journalist starb in einem Rettungswagen auf dem Weg ins Krankenhaus.

"Die russischen Medien haben einen führenden, unabhängigen Journalisten verloren", erklärt ROG und fordert umfassende, zügige und unabhängige Ermittlungen in dem Fall. "Die Behörden müssen den Hinweisen nach einem wahrscheinlichen Zusammenhang zwischen der Tat und den beruflichen Aktivitäten des Opfers ernsthaft nachgehen", so ROG. Die in Dagestan und in anderen russischen Regionen weit verbreitete Straflosigkeit für Verbrechen gegen Journalisten sei nicht länger hinnehmbar. "Der Mord an Chadschimurad Kamalow wird eine große einschüchternde Wirkung auf dagestanische Journalisten haben", warnt die Organisation.

Kamalow war bekannt für seine tiefgründigen, investigativen journalistischen Recherchen und seine kompromisslosen Positionen. Mutig griff er immer wieder sensible Themen wie Korruption, gewaltsame Ausschreitungen von Polizei und Soldaten gegen Zivilisten und die Praxis des "Verschwinden lassen" von Menschen auf. Die Zeitung "Tschernowik" muss sich regelmäßig gegen juristische Klagen und absurde Vorwürfe wehren. So wurde das Medium beispielsweise beschuldigt, dagestanische Rebellengruppen zu unterstützen. Mitarbeiter der Redaktion wurden zum Ziel von Hass- und Schmierkampagnen.

Die Polizei hat bereits Ermittlungen in dem Fall eingeleitet. Nach offiziellen Informationen ziehen die Behörden eine Verbindung zwischen der Tat und der journalistischen Arbeit des Opfers in Betracht.

Seit dem Amtsantritt von Wladimir Putin im März 2000 sind in Russland mindestens 26 Journalisten wegen ihrer Arbeit getötet worden. Die große Mehrheit der Morde ist bis heute unaufgeklärt. Insbesondere in den Republiken Dagestan, Tschetschenien und Inguschetien herrscht ein Klima der Straflosigkeit, Selbstzensur ist weit verbreitet.

Quelle: Reporter ohne Grenzen e.V. (ots)

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