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Abwanderung: Alle vier Minuten geht ein Deutscher

Archivmeldung vom 11.12.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 11.12.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Immer mehr Fachkräfte kehren Deutschland den Rücken. Bild: pixelio.de, Tim Reinhart
Immer mehr Fachkräfte kehren Deutschland den Rücken. Bild: pixelio.de, Tim Reinhart

Die aktuelle Auswanderungswelle in Deutschland hat eine neue Dimension wie seit 120 Jahren nicht mehr erreicht. Berechnungen haben ergeben, dass die größte Wirtschaftsmacht Europas alle vier Minuten eine potenzielle Arbeitskraft verliert. Aus der Bundesrepublik wandert damit an jedem einzelnen Tag ein ganzes Dorf aus.

Der traurige Trend hat bereits dazu geführt, dass deutsche Fluggesellschaften zu Weihnachten sogar den Abtransport für Weihnachtsbäume organisieren, um Auswanderern somit den Abschied leichter zu machen.

Qualifizierter Mittelstand geht

Die hohe Abwanderungsrate ist vor allem für die Wirtschaft des Landes ein heikler Umstand. Einem Bericht des Handelsblatts nach liegt das Durchschnittsalter des Auswanderers bei 32 Jahren. Im Gegensatz zu den Auswanderungswellen des 19. Jahrhunderts sind es heutzutage nicht etwa Analphabeten, verzweifelte Arbeiter oder Bauern, sondern häufig der qualifizierte Mittelstand. Junge Ärzte, Ingenieure, Wissenschaftler, Facharbeiter, Handwerker, Techniker und findige Dienstleister sehen bessere Rahmenbedingungen im Ausland als in der Heimat.

Dass die Lage brisant ist, lässt sich auch in den OECD-Studien erkennen, wonach das Land besonders viele Akademiker verliert. Umfragen des Allensbacher Instituts für Demoskopie vervollständigen das Bild damit, dass inzwischen jeder fünfte Deutsche es Auswanderern gleich tun würde. Migrationsforscher warnen bereits vor einer "migratorisch suizidalen Situation". Ursächlich dafür sei, dass Hunderttausende Qualifizierte aus den Randzonen Europas angezogen würden und junge Leistungsträger sich fremd fühlen.

Probleme erst bei fehlender Zu- bzw. Rückwanderung

"Deutschland war in seiner Geschichte schon immer ein Abwanderungsland. Daher darf man die aktuellen Abwanderungszahlen nicht dramatisieren. Denn viele Auswanderer gehen weg, um Auslandserfahrung zu sammeln und kommen später wieder zurück", erklärt Holger Kolb, wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration, gegenüber pressetext. Problematisch sei es erst dann, wenn keine Rück- oder eine fehlende Zuwanderung nach Deutschland eintrete. 

Quelle: pressetext.deutschland (Florian Fügemann)

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