Gespräch mit Rupert Neudeck, Ehrenvorsitzender der Hilfsorganisation Grünhelme
Archivmeldung vom 18.08.2015
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittAngesichts der Entführung einer deutschen Entwicklungshelferin in Afghanistan hat der Grünhelme-Gründer Rupert Neudeck der deutschen Politik vorgeworfen, eklatant versagt zu haben. In einem Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Mittwoch) sagte der Ehrenvorsitzende der Hilfsorganisation, "der Isaf-Einsatz der Nato hat in Afghanistan keine Sicherheit, sondern Unsicherheit gebracht".
Derzeit sind am Hindukusch nur noch 80 deutsche Entwicklungshelfer im Dienst. Vor dem Sommer waren es noch rund 200 gewesen. Im Frühjahr war es bereits zu einer weiteren Entführung gekommen. Die Grünhelme haben in Afghanistan mehrere Schulen gegründet.
Die Aussage, die afghanischen Sicherheitskräfte könnten nach dem Abzug der Isaf-Truppen Ende 2014 selbst die Verantwortung übernehmen, sei eine "reine Schutzbehauptung" gewesen, betonte Neudeck. Der Nato sei bewusst gewesen, dass dies fehlschlagen müsse. Zu viel habe der Westen im Vorhinein falsch gemacht. Vor allem in Deutschland sei zu Beginn des Einsatzes viel Hoffnung vonseiten der Afghanen gesetzt worden. Aber: "Die jahrelange Militärpräsenz hat dem Land eher geschadet." Stattdessen hätten gerade die Deutschen von Anfang an viel mehr am wirtschaftlichen Wiederaufbau mitwirken müssen.
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)