Vom Nachahmer zum Vorreiter: Chinas 5G-Ambitionen durch US-Streit und Cyberrisiken gebremst
Archivmeldung vom 05.06.2019
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Freigeschaltet durch André OttChina ist mit seiner Strategie für die Mobilfunktechnik 5G bislang durchaus erfolgreich. "China hat sich schnell zu einem großen Player in der 5G-Technologie entwickelt, ist aber nach wie vor auf Importe von hochwertigen Komponenten angewiesen. Damit ist der Sektor protektionistischen Bedrohungen ausgesetzt", sagt Pauline Weil, Economist beim internationalen Kreditversicherer Coface in Hongkong. "Darüber hinaus wird der Einsatz von 5G-Netzen durch chinesische Unternehmen in vielen Empfängerländern als Sicherheitsrisiko wahrgenommen."
Nachdem die chinesische Regierung im Zeitalter von 3G und 4G noch Rückstand aufholen musste, hat sie früh besonderes Augenmerk auf die Entwicklung der 5G-Technologie gelegt. Eine seit 2014 arbeitende Fördergruppe soll alle Akteure der Branche zusammenzubringen, Synergien schaffen und die Zusammenarbeit verbessern. Sie hat auch Investitionen in diesem Sektor unterstützt. Ziel ist es, dass die heimische Chipindustrie von 65 Milliarden US-Dollar im Jahr 2016 bis 2030 auf über 300 Milliarden Dollar wächst.
In diesem unterstützenden politischen Rahmen konnten chinesische Unternehmen die Forschung und Entwicklung im privaten Sektor schnell steigern. Es wird geschätzt, dass 40 Prozent der Patente für die aktuellen 5G-Netzwerkstandards von chinesischen Unternehmen stammen. Huawei ist weltweit führend bei Netzwerkinfrastrukturen und hält derzeit 29 Prozent dieses Marktes. Darüber hinaus wird erwartet, dass 5G einen Zyklus auslöst, in dem Smartphones ausgetauscht werden. Drei der fünf weltweit führenden Anbieter sind Chinesen: Huawei, Xiaomi und Oppo. Laut der China Academy of Information and Communications Technology (CAICT) könnte der 5G-Markt 3,2 Prozent des chinesischen BIP ausmachen, was bis 2025 166 Milliarden US-Dollar entspräche.
Chinas 5G-Ambitionen stehen vor Problemen. Im sich ausbreitenden Handelsstreit mit den USA spielen Zölle auf Elektronik eine große Rolle. 51 Prozent der chinesischen Importe im Wert von 200 Milliarden US-Dollar, auf die 25 Prozent Zoll erhoben werden, sind Elektronikwaren, davon 23,5 Prozent Mobiltelefone. Die US-Zölle verschlechtern also die Handelsbedingungen für chinesische Exporte gegenüber ihrem größten Markt. Dies motiviert US-Unternehmen und Verbraucher, die Nachfrage weg von China zu diversifizieren. Außerdem sind chinesische 5G-Technologiefirmen nach wie vor auf den Import von Schlüsselkomponenten angewiesen. Dadurch sind sie Supply-Chain-Risiken ausgesetzt. Die US-Maßnahmen dürften zu großen Störungen in der Lieferkette von Huawei führen, da 2018 rund 16 Prozent der Komponenten von US-Unternehmen stammen.
Auch Cybersicherheit spielt eine Rolle. Der Einsatz von 5G-Netzen durch chinesische Unternehmen wird von vielen potenziellen Empfängerländern als Sicherheitsrisiko wahrgenommen. Eine Reihe von Ländern, angeführt von den USA, argumentieren, dass die Nutzung der 5G-Netzwerkinfrastruktur von Huawei eine Bedrohung darstellt, da die chinesische Regierung durch Hintertüren Zugang zu sensiblen Daten über ausländische Unternehmen und Verbraucher bekommen könnte. Die Erfüllung von Sicherheits- und Transparenzgarantien ist eine große Herausforderung für Huawei und alle chinesischen Technologieunternehmen.
Quelle: Coface Deutschland (ots)