Stark warnt EZB vor lockerer Geldpolitik
Archivmeldung vom 02.06.2014
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer frühere Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank, Jürgen Stark, hat die EZB vor einer neuen großen geldpolitischen Lockerung und vor riskanten Schritten gewarnt. "Im Euroraum insgesamt besteht derzeit keine Deflationsgefahr", schrieb Stark in einem Gastbeitrag für die F.A.Z. Der Euro-Wechselkurs dürfe kein Grund für eine lockerere Geldpolitik sein, auch wenn einige Regierungen von der EZB ein Eingreifen forderten. Trotz gewisser Fortschritte sei die Euro-Krise noch nicht gelöst, betonte Stark.
Die EZB solle aber nicht in Aktionismus verfallen. Sie dürfe gegenüber den Märkten und den Regierungen nicht den Eindruck erwecken, sie habe "kostenlose Wunderinstrumente mit noch niedrigeren Zinsen, dem fortgesetzten Fluten der Finanzmärkte und weiteren Markteingriffen, um die wirtschaftlichen Probleme des Eurogebiets zu lösen". Noch mehr als bisher würde sich die EZB auf völlig neues Gelände wagen.
Finanzinvestoren fürchten nächste Krise
Finanzinvestoren fürchten die nächste Krise. Sie glauben, dass der Markt der Unternehmenskäufe wieder überhitzt, berichtet die F.A.Z. Demnach nehmen Investoren mehr Schulden auf, um ihre Transaktionen zu finanzieren. "Damit ist die Gefahr verbunden, dass die Beteiligten wieder unvernünftig werden könnten", sagte Peter Güllmann, stellvertretender Vorstandsvorsitzender des Branchenverbands BVK, im Gespräch mit der Zeitung. Zum anderen kosten die Unternehmen viel: "Das Preisniveau ist erschreckend hoch", resümierte Ulf von Haacke, Co-Deutschlandchef der Beteiligungsgesellschaft 3i. So hoch sei das Niveau, dass viele Geschäfte gar nicht erst zustande kämen, meinen viele.
Gemeinsamer Appell der Finanzbranche gegen EZB-Zinssenkung
Vor der Sitzung des Rats der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag warnen Sparkassen, Versicherungen sowie Volks- und Raiffeisenbanken in einem gemeinsamen Appell vor einer weiteren Absenkung des Leitzinses. "Niedrigzinsen enteignen Sparer und reißen Lücken in die Altersvorsorge künftiger Rentner. Leidtragende der Politik der niedrigen Zinsen sind vor allem die Sparer", heißt es in der gemeinsamen Erklärung der Präsidenten des Bundesverbands der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR), des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV) und des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), berichtet die "Bild" (Montagausgabe). "Die Niedrigzinspolitik beschädigt die dringend notwendige Altersvorsorge", sagte der Präsident des DSGV, Georg Fahrenschon, gegenüber der Zeitung. "Sie schafft gravierende Stabilitätsgefahren", warnte er. Der Chef des (GDV), Alexander Erdland, warnte vor Fehlanreizen: "Weniger Sparanstrengungen bei gleichzeitig niedrigen Zinsen reißen massive Lücken in der Altersversorgung künftiger Rentner", sagte Erdland. BVR-Chef Uwe Fröhlich sagte: "Ein in der EU noch nie dagewesener Strafzins würde die Kreditvergabe nicht beleben. Die Medizin würde keine Wirkung zeigen. Die Risiken und Nebenwirkungen wären dagegen umso größer."
Quelle: dts Nachrichtenagentur