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Bericht: Syrer verlassen Deutschland in Richtung Türkei

Archivmeldung vom 12.04.2018

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 12.04.2018 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Ein Basar in Damaskus, Syrien. Aufnahme von Oktober 2017.
Ein Basar in Damaskus, Syrien. Aufnahme von Oktober 2017.

Bild: Eigenes Werk /OTT

Einige syrische Flüchtlinge, die mit einem gültigen Aufenthaltsstatus in Deutschland leben, verlassen offenbar zunehmend die Bundesrepublik: Viele reisten illegal in die Türkei, berichten des ARD-Politikmagazin "Panorama" und das Reporterformat "STRG_F" von "Funk" unter Berufung auf gemeinsame Recherchen. Als Grund nennen viele Syrer demnach die erschwerte Familienzusammenführung.

Da die Flüchtlinge kein Visum für die Ausreise in die Türkei erhalten, reisen sie auf zum Teil riskanten Routen dorthin, oftmals mit Hilfe von Schleusern. In sozialen Netzwerken wie Facebook gebe es inzwischen Gruppen, in denen sich Tausende Syrer über die "umgekehrte Flucht" austauschen, berichten die beiden Medien. Man habe bereits von solchen Fällen gehört, ohne diese quantifizieren zu können, sagte der Repräsentant des Flüchtlingskommissariats der Vereinten Nationen (UNHCR) in Deutschland, Dominik Bartsch, dem ARD-Politikmagazin.

"Die Tatsache, dass Flüchtlinge auf derselben Route, auf der sie ursprünglich nach Deutschland gekommen sind, wieder zurückgehen, ist paradox." Dass der einzelne so ein Risiko eingehe, zeige auch den hohen Schutzwert der Familie. Dem werde Deutschland nicht gerecht. Behörden und Politik in Deutschland haben bisher offenbar wenig Erkenntnisse über die "umgekehrte Flucht". Laut Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) sind im vergangenen Jahr rund 4.000 Syrer unbekannt verzogen. Darunter könnten auch solche sein, die in die Türkei gegangen sind. Die Dunkelziffer dürfte aber wohl weit höher liegen. Sämtliche Bundesländer erklärten auf Anfrage von "Panorama", keine eigenen Erkenntnisse über Flüchtlinge zu haben, die in die Türkei zurückkehren.

Auch im Bundesinnenministerium liegen dazu bisher keine Erkenntnisse vor. Man stoße hier an die Grenzen politischer Regelungsfähigkeit, erklärte Innenminister Horst Seehofer (CSU) auf Anfrage des Politikmagazins. "Wir haben ein Ausländerzentralregister, bei dem man auch die Frage der Aussagefähigkeit stellen kann. Denn wenn jemand das Land verlässt, aber es keiner Behörde sagt, dann steht der weiterhin im Register. Wie wollen Sie das verhindern?" Die flüchtlingspolitische Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion, Luise Amtsberg, sprach von einem politischen Versagen: "Ich habe Verständnis dafür, wenn Menschen sich erneut auf den Weg machen, um mit ihrer Familie zusammen zu leben, weil das alleinige sichere Überleben auf Dauer zu wenig ist." Dass man es nicht geschafft habe, diesen Menschen eine echte Perspektive zu geben, sei für die Menschen frustrierend und für Politiker ein politisches Armutszeugnis.

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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