IWH warnt vor zu optimistischen Erwartungen an Flüchtlingszustrom
Archivmeldung vom 23.12.2015
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDas Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) hat davor gewarnt, allzu große Hoffnungen auf den wirtschaftlichen Nutzen des Flüchtlingszustroms nach Deutschland zu setzen. "Migration kann sowohl konjunkturell stabilisieren als auch langfristig positive ökonomische Effekte haben. Internationale Migration führt aber nicht automatisch zu positiven Wohlfahrtseffekten", schreibt der Konjunkturchef des IWH, Oliver Holtemöller, in einem Gastbeitrag für das "Handelsblatt" (Online).
Ausschlaggebend sei, so Holtemöller, dass die zuwandernden Menschen erfolgreich in Gesellschaft und Arbeitsmarkt integriert würden. "Dafür ist es wichtig, dass die Zuwandernden die sozialen Normen des Ziellandes annehmen und keine Parallelgesellschaften mit eigenen sozialen Normen entstehen. Schließlich sind die sozialen Normen des Ziellandes einer der Hauptgründe für die Wahl der Zielregion, und sie sind der wichtigste Einflussfaktor auf das langfristige Wirtschaftswachstum."
Eine weitere Voraussetzung für nachhaltigen wirtschaftlichen Erfolg sieht Holtemöller in einem gesellschaftlichen Klima, das von gegenseitigem Vertrauen geprägt sei. "Migranten aus armen und gesellschaftlich instabilen Ländern dürften mit weniger Vertrauen ausgestattet sein als die Einheimischen reicher Zielregionen; und Zuwanderung kann auch das Vertrauen innerhalb der heimischen Bevölkerung beeinträchtigen Stichwort Pegida", erklärte er. Erfolgreiche Integration sei daher dadurch gekennzeichnet, "dass die Gesellschaft Mittel und Wege findet, die kurzfristigen negativen Vertrauenseffekte mittel- bis langfristig zu überwinden und Vertrauen und Solidarität innerhalb der gesamten Bevölkerung zu stärken".
Quelle: dts Nachrichtenagentur