Politische Eiszeit: China stößt US-Staatsanleihen ab
Archivmeldung vom 17.02.2010
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 17.02.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie chinesische Regierung hat im großen Stil einen Teil ihrer US-Staatsanleihen veräußert. Wie das kommunistische Regime bekannt gab, verkaufte man bereits im Dezember Anleihen über mehr als 34 Mrd. Dollar.
Damit hält China nicht mehr länger den
ersten Platz bei den US-Staatsanleihen. Mit einem Volumen von 755,4 Mrd.
Dollar rangiert man hinter Japan. Offiziellen Angaben nach soll Japan
768,8 Mrd. Dollar in US-Staatsanleihen investiert haben.
Verkauf in Tranchen sinnvoll
"Dass die Volksrepublik ihren Bestand an US-Staatsanleihen reduziert, ist nachvollziehbar. Denn die seitens der Regierung auf den Weg gebrachte keynesianische Wirtschaftspolitik kostet nach wie vor viel Geld", erläutert Rüdiger Frank, Ostasienexperte und Professor für Wirtschaft und Gesellschaft am Institut für Ostasienwissenschaften der Universität Wien, im Gespräch mit pressetext. Dem Fachmann zufolge wird das Land den Verkauf nur in Tranchen durchführen, um die Preise nicht zu gefährden.
Den
in der Nacht auf heute, Dienstag, vom US-Finanzministerium bekannt
gegebenen Daten nach haben die Japaner ihren Bestand an
US-Staatsanleihen um 11,5 Mrd. Dollar aufgestockt. Damit hat Japan China
in Sachen US-Staatsanleihen erstmals seit August 2008 überholt. "Die
US-Wirtschaft hängt derzeit am Tropf der US-Staatsanleihenbesitzer. So
halte ich es nicht für nicht ausgeschlossen, dass die USA gegenüber
ihrem Verbündeten Japan ihren Einfluss haben spielen lassen",
unterstreicht Frank auf Nachfrage von pressetext.
Angespannte politische Beziehungen
Beobachter werten den Verkauf der US-Staatsanleihen Chinas unterdessen als eine Mischung von politischem Zeichen und kühlem volkswirtschaftlichen Kalkül. Die Dollar-Abwertung in den vergangenen Monaten dürfte auch eine Auswirkung auf die Entscheidung Chinas gehabt haben. Erst im vergangenen Jahr hatte die kommunistische Führung öffentlich ihre Sorge über die in Dollar bewerteten Vermögenswerte geäußert. Die Beziehungen zwischen den Staaten sind durch Handelsbeschränkungen, Internetzensur, Wechselkurs- und Menschenrechtsfragen sowie durch angekündigte US-Waffenlieferungen an Taiwan gegenwärtig stark angespannt.
Quelle: pressetext.austria (Florian Fügemann)