Ex-Botschafter: Brexit-Konflikt wird noch Jahre dauern
Archivmeldung vom 02.03.2019
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Freigeschaltet durch André OttDer ehemalige britische EU-Botschafter Sir Ivan Rogers hat der politischen Klasse des Vereinigten Königreichs eine profunde Unkenntnis der EU-Institutionen vorgeworfen. Dem "Spiegel" sagte Rogers: "Britische Politiker verstehen nicht, was der Binnenmarkt eigentlich ist und wie der Staatenbund funktioniert."
Er habe eng mit mehreren britischen Regierungschefs zusammengearbeitet, so Rogers "aber keiner von ihnen, obwohl alles fähige Leute waren, hatte ein tieferes Verständnis der EU". Auch Premierministerin Theresa May habe mit ihrer frühen Festlegung, den EU-Binnenmarkt zu verlassen, nicht verstanden, "was für ein dramatischer Bruch das wäre", sagte der 58-Jährige. "Andere Premierminister hätten das anders gehandhabt."
Die Brexit-Verhandlungen würden noch auf Jahre hinaus "konfliktreich" bleiben, prophezeit Rogers. Der angestrebte Freihandelsvertrag zwischen der EU und Großbritannien werde sehr viel komplizierter, als viele glaubten: "Es wird nicht Monate, sondern Jahre dauern." Die EU sei gut beraten, nicht nur "zu warten, bis sich in London das Chaos lichtet". Es sei ein Fehler, so Rogers, dass die EU-Eliten bislang kaum darüber nachgedacht hätten, wie die Zukunft des Kontinents nach dem Brexit aussehen könnte. Setze sich das fort, "könnte Großbritannien zu dem Schluss kommen, dass es mit Europa nichts mehr zu tun hat und über den Atlantik driftet, was geografisch zwar nicht geht, mental aber schon".
Quelle: dts Nachrichtenagentur