Widerspruchslösung sorgte in Wales für deutlich mehr Organspenden
Die Einführung der Widerspruchslösung bei der Organspende hat die Spenderrate in Wales deutlich erhöht. Sie sei um durchschnittlich 34 Prozent gestiegen, heißt es in einer Analyse des Ifo-Instituts, die am Donnerstag veröffentlicht wurde.
"Mit Blick auf Gesundheitsausgaben, Bevölkerungsstruktur und
Organspenderraten vor der Umstellung sind Wales und Deutschland sehr
ähnlich", sagte Ifo-Forscherin Selina Schulze Spüntrup. "Daher können
wir davon ausgehen, dass eine vergleichbare Steigerung der Spenderrate
bei einem Wechsel auf die Widerspruchslösung auch in Deutschland möglich
ist."
In den vier Jahren nach Einführung der Widerspruchslösung
lag die Organspenderrate in Wales im Durchschnitt bei 15,6 Organspendern
pro Million Einwohner. Hätte Wales die Zustimmungslösung weitergeführt,
hätte die Quote laut Ifo hingegen nur bei 11,6 gelegen. Dies würde
bedeuten, dass die Zahl von Organspendern pro Jahr von 36 auf 49 steigt.
"Geht
man von durchschnittlich 3,5 gespendeten Organen pro Spender aus,
könnten damit jedes Jahr bis zu 47 Patienten zusätzlich versorgt werden.
Insgesamt zeigt sich also ein positiver Effekt der Widerspruchslösung,
der seine Wirkung mit einem Jahr Verzögerung erst richtig zu entfalten
scheint", sagte Schulze Spüntrup. Dennoch sei der Bedarf an Organspenden
nach wie vor hoch. Aktuell stünden in Wales 268 Patienten auf der
Warteliste.
Bei der Widerspruchslösung gelten grundsätzlich alle
als potenzielle Organspender, sofern sie zu Lebzeiten nicht ausdrücklich
widersprechen. Im Gegensatz dazu ist bei der Zustimmungslösung eine
ausdrückliche Einwilligung für eine Organentnahme erforderlich. Wales
ist im Jahr 2015 von der Zustimmungs- auf die Widerspruchslösung
umgestiegen.
Mittels der sogenannten synthetischen
Kontrollmethode vergleicht die Studie den Anstieg der tatsächlichen
Organspenden in Wales seit 2015 verglichen mit einem hypothetischen
Szenario ohne die Umstellung.
Quelle: dts Nachrichtenagentur