Menschenrechtsanwalt sieht wachsendes Vertrauen in die Justiz Guatemalas
Archivmeldung vom 15.07.2015
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 15.07.2015 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittIn Guatemala haben Gerichtsmediziner Ex-Diktator Efraín Ríos Montt in einem Gutachten Demenz attestiert und ihm die Prozessfähigkeit abgesprochen. "Für uns als Anwälte der Opfer und für die Opfer ist das ein harter Schlag, denn es erschwert uns die Arbeit. Wir haben den Eindruck, dass wir noch eine weitere Instanz auf dem Weg, Licht in das Dunkel der Vergangenheit zu bringen, gegen uns haben", zeigte sich der Menschenrechtsanwalt Edgar Pérez aus Guatemala-Stadt in der in Berlin erscheinenden Tageszeitung "neues deutschland" enttäuscht über die fragwürdige Entscheidung.
Montt, dem für die Anordnung des Mordes an 1771 Indigenen in seiner Regierungszeit 1982-83 eine Haftstrafe von 80 Jahren droht, soll laut Gutachten nicht weiter untersucht werden, weil dies Stress für ihn und seine Gesundheit bedeuten würde. "Doch da bin ich sehr dafür, einen Experten unseres Vertrauens hinzuzuziehen", erklärte Perez. Trotz dieser tristen Entwicklung im Fall Ríos Montt sieht der 46-jährige Jurist ein wachsendes Vertrauen der Bevölkerung in die Justiz: "Heute gibt es nach wie vor viel Hoffnung, viel Vertrauen in unsere Arbeit, in die Justiz. Sie wissen, dass es 50 oder auch 100 Jahre dauern kann, aber sie lassen nicht locker und hoffen, dass mit Fällen wie dem von Efraín Ríos Montt unser Justizsystem besser wird." Die Hoffnung wird auch vom Vorgehen gegen das Umfeld des amtierenden Präsidenten Otto Pérez Molina genährt: "Mit der Vizepräsidentin, mehreren Vertrauten und nun dem Schwiegersohn im Korruptionssumpf wird es für den Machterhalt von Pérez Molina immer schwieriger. Nun verlangt die Bevölkerung strukturelle Veränderungen, im Justizbereich, aber auch bei der Wahlgesetzgebung", so der Anwalt.
Quelle: neues deutschland (ots)