Medien fordern Akteneinsicht im Fall Litwinenko
Archivmeldung vom 27.02.2013
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDrei große britische Medien fordern im Fall um den ermordeten Geheimagenten Alexander Litwinenko die Regierung in London dazu auf, bislang geheim gehaltene Dokumente der Öffentlichkeit endlich zugänglich zu machen. Der Guardian, die BBC sowie die Financial Times haben sich zusammengeschlossen und kritisieren einhellig die Informationspolitik von Außenminister William Hague. Dieser hält Beweismittel der Untersuchung rund um die mysteriöse Polonium-Vergiftung aus dem Jahr 2006 bewusst zurück. Die vertraulichen Dokumente könnten der "nationalen Sicherheit" sowie den "internationalen Beziehungen" Großbritanniens schaden, so Hague.
Die Regierung sagt zwar nicht, welche Informationen sie bewusst zurückhält. Beobachter gehen jedoch stark davon aus, dass es sich dabei um die Aussage handelt, die Litwinenko kurz vor seinem Tod gegenüber den ermittelnden Beamten am Sterbebett tätigte. Die drei Medien legen heute, Dienstag, dem für den Fall zuständigen Untersuchungsrichter einen Antrag vor, in dem sie argumentieren, dass Hagues Versuch, Informationen zurückzuhalten, das öffentliche Vertrauen in die Untersuchung untergrabe.
Kritisiert wird zudem, dass die Regierung nicht sagt, welcher Schaden mit der Veröffentlichung einhergeht. Auch habe sie es bislang nicht in Betracht gezogen, wenigstens einen Teil der Dokumente herauszugeben bzw. in geschlossenen Sitzungen zu präsentieren.
Causa bleibt noch immer Politikum
Doch nicht nur die Medien kritisieren die Geheimhaltung. Auch Litwinenkos Witwe Marina und deren gemeinsamer Sohn Anatoly tappen im Dunkeln. Die von britischer Seite für den Tod verantwortlich gemachten Lugowoi und Kovtun werden von Russland nicht ausgeliefert. Litwinenko war ehemaliger KGB-Spion und arbeitete zuletzt für den MI6. Er galt als einer der schärfsten Kritiker von Präsident Putin. Kritiker vermuten, dass die Veröffentlichung der noch unter Verschluss gehaltenen Protokolle das britisch-russische Verhältnis eintrüben könnten.
Quelle: www.pressetext.com/Sebastian Köberl