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Russ­land belie­fert Ukraine weiterhin mit Gas: Bevöl­ke­rung soll nicht erfrieren

Archivmeldung vom 17.03.2022

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 17.03.2022 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić
Bild: Shutterstock (Symbolbild) /Unser Mitteleuropa / Eigenes Werk
Bild: Shutterstock (Symbolbild) /Unser Mitteleuropa / Eigenes Werk

Russ­land liefert durch­ge­hend Gas an die Ukraine. Ohne dieses Gas wären schon unzäh­lige Ukrainer erfroren. Kiew kann auf dieses Gas nicht verzichten, fordert aber von Deutsch­land, Gasim­porte aus Russ­land einzustellen. Dies berichtet Peter Haisenko im Magazin "Unser Mitteleuropa".

Weiter berichtet Haisenko: "Die Gaslei­tung durch die Ukraine, die auch Gas nach Deutsch­land bringt, läuft mit 100 Prozent Auslas­tung. Die Ukraine kassiert Durch­lei­tungs­ge­bühren und versorgt sich selbst mit Gas aus dieser Pipe­line. Dennoch werden die Auffor­de­rungen ukrai­ni­scher Polit­dar­steller immer lauter, frecher, anma­ßender, Deutsch­land solle sofort den Ener­gie­im­port aus Russ­land einstellen. Der Punkt ist aber, dass es Kiew selbst in der Hand hat, zumin­dest den Fluss des Gases durch ihr eigenes Land abzu­stellen. Das würde zwar die Versor­gung durch Nord-Stream1 nicht stoppen, aber den Gesamt­im­port deut­lich redu­zieren. Genau das wird von Seiten Kiew nicht einmal angedeutet.

Russ­land hat gesagt, es wolle mit seiner Opera­tion in der Ukraine die Zivil­be­völ­ke­rung so weit wie irgend möglich von Auswir­kungen verschonen. Nachdem Russ­land nach wie vor Gas in die Ukraine liefert, obwohl über­haupt nicht klar ist, wie das bezahlt werden wird, kann man nur fest­stellen, dass Russ­land konse­quent handelt im Bestreben, die Zivil­be­völ­ke­rung vor schweren Unbilden zu bewahren. In der Ukraine herrschten während der letzten Wochen strenge Minus­tem­pe­ra­turen. Hätte man dort nicht das Gas aus Russ­land, wäre auch Kiew schon zu einem großen Eisschrank geworden. Mit all den Folgen, nämlich durch Frost geplatzte Wasser­lei­tungen und Heizungs­an­lagen. Die Schäden wären enorm und nachhaltig.

Die Gaslei­tung durch die Ukraine hat sich oft als unzu­ver­lässig erwiesen

Nachdem sich Kiew als Kriegs­partei sieht, als im Krieg mit Russ­land befind­lich, kann man sich nur wundern, warum Russ­land nicht entspre­chend handelt und das Gas abdreht. So, wie man es erwarten müsste, wenn sich zwei Kriegs­par­teien gegen­über stehen. Bedarf es da noch eines anderen Beweises, dass es Russ­land wirk­lich ernst meint mit der Ansage, die Zivil­be­völ­ke­rung so wenig wie möglich die Auswir­kungen seiner Spezi­al­ope­ra­tion spüren zu lassen? Nachdem das Gas aber weiter fließt, weiß Kiew, dass Russ­land das Land nicht vernichten, nicht ins endgül­tige Chaos stürzen will. Wie perfide ist es da, wenn Kiew Deutsch­land drängt, ener­gie­po­li­ti­schen Selbst­mord zu begehen?

Das Argu­ment, man würde Russ­land seine Armee mit dem Import von Gas finan­zieren, ist so unsinnig wie alles andere, was jetzt im Westen als “Sofort­maß­nahmen” ange­spro­chen wird. Nichts davon ändert etwas an der aktu­ellen Lage. So müsste gerade Deutsch­land Kiew streng ermahnen, alles dafür zu tun, dass der Gasfluss durch die Ukraine nicht abreißt. Gasfluss durch die Leitung, die bislang schon immer wieder dadurch aufge­fallen ist, dass sie unzu­ver­lässig ist. Das wegen der schlechten Wartung und wohl auch wegen der gras­sie­renden Korrup­tion, unter der das ganze Land leidet.

Warum wurde die Produk­tion von Kabel­bäumen eingestellt?

Jetzt hat Selenskij seine Land­wirte aufge­for­dert, an die Aussaat zu denken, um even­tu­elle Hungers­nöte abzu­wenden. Das reiht sich ein in die Zustände, die manche dazu veran­lassen, Hilfs­güter in die Ukraine zu bringen. Oder den Fakt, dass wich­tige Güter nicht mehr produ­ziert werden. Zum Beispiel Kabel­bäume, deren Fehlen gerade die deut­sche Auto­pro­duk­tion still­legt. Dazu sollte man wissen, dass zum Beispiel die Firma OWD-Elek­trik diese Kabel­bäume in einer Fabrik herstellt, die, 2003 gegründet, etwa 60 Kilo­meter südöst­lich von Lemberg ange­sie­delt ist. Diese Gegend ist bislang nicht von der russi­schen Opera­tion betroffen. Und zwar weit­räumig. Warum also ist dort die Produk­tion einge­stellt worden?

Ich sehe zwei mögliche Erklä­rungen. Die eine wäre, dass die Arbeiter dort jede Gele­gen­heit ergreifen, sich einen Extra-Urlaub zu geneh­migen. Das würde dann auch mit dem Fakt zusam­men­passen, dass das BIP der Ukraine seit 30 Jahren nur bergab gegangen ist. Das würde auch erklären, warum sofort nach Beginn der Opera­tion überall der Notstand ausge­bro­chen ist und jetzt Hilfs­lie­fe­rungen auf den Weg gebracht werden, obwohl etwa 80 Prozent der Ukraine nicht von mili­tä­ri­schen Opera­tionen betroffen sind. Wohl deswegen muss Selenskij seine Land­wirte ermahnen, ihre Arbeit weiterhin zu verrichten.

Die andere korre­spon­diert mit der Forde­rung Kiews, das Gas aus Russ­land abzu­drehen. Kann es sein, dass die Produk­tion dieser Kabel­bäume ganz gezielt einge­stellt worden ist, ohne prak­ti­sche Notwen­dig­keit, um dem Westen, speziell Deutsch­land, die Botschaft zu senden, dass es in dieser Sache Partei ist, sein muss? Dass Kiew in der Lage ist, die deut­sche Indus­trie still­zu­legen, wenn man nicht im Inter­esse Kiews handelt? Dass man also in Kiew Erpres­sungs­po­ten­tial nicht nur bereit hält, sondern schon anwendet? Man bedenke, dass die Grenzen der Ukraine Rich­tung Westen offen sind, es also keinen Grund gibt, in der (West-)Ukraine produ­zierte Güter nicht mehr zu expor­tieren und so auch keine Devisen mehr bekommt, die man so drin­gend braucht. Aber braucht man die wirk­lich? Der Westen schiebt ja so oder so seine Milli­arden in den korrupten Saustall in Kiew, wo sie in den Taschen der Olig­ar­chen landen.

Kiew präsen­tiert Deutsch­land sein Erpressungspotential

Mit der Globa­li­sie­rung gibt es prak­tisch kein Land, das nicht auf Liefe­rungen aus anderen Ländern ange­wiesen ist. Einzig Russ­land, viel­leicht auch China, hat sich nach acht Jahren anstei­genden Sank­ti­ons­re­gimes so weit wie möglich autark gemacht. Aber insbe­son­dere Deutsch­land ist für seine Exis­tenz als Indus­trie­land auf welt­weite Liefe­rungen ange­wiesen, wie die “Chip-Krise” so deut­lich gezeigt hat. Mit der Abwra­ckung der sichersten Atom­kraft­werke ist Deutsch­land schon darauf ange­wiesen, Strom von seinen Nach­barn zu beziehen, wenn die Lichter ohne Unter­bre­chung leuchten sollen. Da kann man noch so viele Wind­räder oder Solar­pa­neele aufstellen, und es wird sich daran nichts ändern, Nachts oder bei Wind­stille. Obwohl Habeck das mitt­ler­weile verstanden haben könnte, blökt er weiterhin, der Ausbau der alter­na­tiven Ener­gien wäre die Lösung. Dass wir auf russi­sches Gas für viele Jahre nicht verzichten können, weiß er und sagt es auch vorsichtig.

Wenn die Ukraine jetzt also offensiv fordert, Deutsch­land müsse seine Ener­gie­im­porte aus Russ­land einstellen, tut sie das in dem Wissen, dass sie unsere Heimat auf dasselbe Niveau bringen wollen, wie ihr kaputtes Land. Bezüg­lich der Auto­in­dus­trie haben sie das schon geschafft, denn es würde verdammt lange dauern, bis die Kabel­baum­pro­duk­tion wo anders hin verla­gert werden kann. Wie gesagt, gibt es zur Zeit keinen Grund, die Kabel­baum­pro­duk­tion einzu­stellen. So muss ich fest­stellen, dass zwar immer die Abhän­gig­keit von Russ­land thema­ti­siert wird, die Erpress­bar­keit von dort, aber eben von dieser Seite nach wie vor vertrags­gemäß gelie­fert wird. Selbst in die Ukraine. So ist es Kiew, das ohne Vorwar­nung Deutsch­land sein Erpres­sungs­po­ten­tial präsen­tiert. Und wieder gibt es keine Poli­tiker in Deutsch­land, die Kiew ermahnen, sich vertrags­treu zu verhalten. So, wie auch niemand Kiew ermahnt hat, die Minsk-Verträge endlich einzuhalten.

Die Ukraine hat nichts mehr zu verlieren – wir schon

Die russi­sche Opera­tion in der Ukraine zeigt dem Westen schmerz­lich auf, wie weit er sich mit seinen unbe­grün­deten Aggres­sionen gegen Russ­land selbst beschä­digt hat. Außer Kabel­bäumen und Sonnen­blu­menöl gibt es wenig, worauf wir auf Liefe­rungen aus der Ukraine ange­wiesen wären. Der Werte­westen hat auf ein Pferd gesetzt, das nur wenigen Kapi­ta­listen Gewinne bringt, aber ansonsten nur unsere Milli­arden im Sumpf versi­ckern lässt. Einzig der Hass auf Russ­land, das sich partout nicht den Diktaten der USA unter­ordnen will, das seine natio­nale Iden­tität behalten will, kann erklären, warum sich Deutsch­land derart selbst­ver­gessen der Seite Kiews verpflichtet hat.

Da sollte man aber noch einmal gründ­lich nach­denken, wenn Kiew jetzt immer frecher und inten­siver dazu auffor­dert, man solle Deutsch­land ruinieren mit der Abschal­tung der russi­schen Ener­gie­im­porte. Und das, obwohl Kiew nicht einmal daran denkt, mit gutem Beispiel selbst voran­zu­schreiten. Kiew impor­tiert mit großer Selbst­ver­ständ­lich­keit vom erklärten Feind, worauf es nicht verzichten kann. Eben Gas. Das können sie, weil sie wissen, dass sie sich darauf verlassen können, wenn Russ­land gesagt hat, man wolle der Zivil­be­völ­ke­rung keinen Schaden zufügen.

Wie verlogen, wie perfide ist es da, wenn sie andere dazu auffor­dern etwas zu tun, was sie selbst nicht tun wollen? Vergessen wir nicht, wer sich mit solchen Leuten gemein macht, läuft Gefahr, mit ihnen unter­zu­gehen. Die Ukraine in ihrem seit Jahr­zehnten ständig schlechter werdenden Zustand hat nichts mehr zu verlieren – wir schon. Eine demi­li­ta­ri­sierte und entna­zi­fi­zierte Ukraine kann eini­ger­maßen schnell wieder auf die Beine kommen, ohne die Last für Mili­tär­aus­gaben. Sind die Olig­ar­chen in Kiew entmachtet, wie es Putin in Russ­land schon vor 20 Jahren gemacht hat, besteht die Chance, dass sich die Ukraine ähnlich schnell erholen kann, wie es Putin in Russ­land vorge­führt hat. Aber ich bezweifle, dass der Westen das will. Da würde ihm die Geld­wasch­ma­schine abhanden kommen und das nächste Billig­lohn­land wäre keines mehr."

Quelle: Unser Mitteleuropa

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