Lettlands Premierminister gegen Eurobonds
Archivmeldung vom 11.12.2012
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 11.12.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittLettlands Premierminister Valdis Dombrovskis hat sich gegen die Einführung von gemeinsamen Anleihen der Eurozonen-Länder, die sogenannten Eurobonds, ausgesprochen. "Sie bringen uns nicht weiter, um die aktuelle Krise zu lösen. Ganz am Ende einer gelungenen Integration könnten sie vielleicht stehen, aber nicht im jetzigen Stadium", sagte der lettische Premierminister im Gespräch mit dem "Handelsblatt".
Dombrovskis hatte Lettland zurück auf Wachstumskurs gebracht, nachdem die Wirtschaft des Landes 2008 und 2009 um insgesamt ein Viertel eingebrochen war. Überschuldete Euro-Länder im Süden Europas könnten vom lettischen Beispiel lernen, sagte der Premier. "Unsere Strategie war: Schnell und effektiv handeln, um zügig zu Wachstum zurückzukehren. Wenn die Finanzmärkte einem Staat nicht mehr trauen, muss die Regierung alles tun, um die finanzielle Stabilität herzustellen. Das ist eine Vorbedingung für Wachstum. Das haben wir sehr ernst genommen und den Sanierungsprozess von Anfang an konsequent gestaltet." Die Bürger seines Landes hätten damals erkannt, dass an harten Maßnahmen kein Weg vorbeiführe. Zu Protesten sei es auch deshalb kaum gekommen, weil die Regierung soziale Maßnahmen für die am stärksten Betroffenen beschlossen habe, zum Beispiel eine Verlängerung des Arbeitslosengelds und eine Ausweitung von Zeitarbeitsprogrammen. Die ersten drei Quartale des laufenden Jahres deuteten darauf hin, dass die lettische Wirtschaft 2012 um bis zu fünf Prozent wachsen könnte. "Es gibt also offensichtlich nicht diesen Gegensatz zwischen Austeritäts- und Wachstumspolitik, wie er so oft beschworen wird", sagte Dombrovskis.
Trotz der gegenwärtigen Krise hält Lettland zudem an seinem Ziel fest, 2014 den Euro einzuführen. So hätten sich im Nachbarland Estland nach der Euro-Einführung die ausländischen Investitionen binnen eines Jahres verdoppelt, ohne den Finanzsektor. Außerdem erhoffe sich Lettland von der Gemeinschaftswährung bessere Kreditratings und niedrigere Zinsen.
Quelle: dts Nachrichtenagentur