Sprecher des Syrischen Nationalrates fordert mehr Hilfe für Oppositionelle
Archivmeldung vom 08.03.2012
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Sprecher des Syrischen Nationalrates in Kairo, Bassam Ishak, hat für die Syrer mehr Hilfe zur Selbstverteidigung gefordert. "Das Regime greift, wie jeder weiß, Zivilisten an, und zwar mit Hightech-Waffen. Diese Menschen müssen verteidigt werden", sagte Ishak der Wochenzeitung "Die Zeit". "Wenn ein Panzer Wohngebäude angreift, braucht man doch Mittel, um ihn unschädlich machen zu können. Es geht uns lediglich um Selbstverteidigung", so der Sprecher des Syrischen Nationalrates.
Schutzzonen hält Ishak für "ungemein wichtig". "Wir würden jede Hilfe unserer Nachbarn annehmen, um Schutzzonen aufzubauen, sei es durch die Türkei oder durch andere Länder". Er denke dabei an "Schutz aus der Luft. Gerne auch logistische Hilfe und militärisches Fachwissen." Das Gesellschaftssystem der letzten vierzig Jahre habe keine Zukunft, so Ishak weiter. "Auf die Dauer kann Unterdrückung keine Stabilität gewährleisten. Es gibt Menschen mit Verfolgungswahn in Syrien, die glauben, es drohe religiös motivierte Gewalt, ja. Aber wir können uns von solchen Ängsten nicht aufhalten lassen. In Europa regieren Mehrheiten - warum nicht auch in Syrien?"
An Rachefeldzüge glaube er nicht. "Die Syrer haben während der gesamten Revolution große politische Reife gezeigt. Sie fühlen sich als ein Volk, und sie wollen Fairness und Würde. Ich glaube nicht, dass es Racheakte geben wird." Wie lange die Kämpfe noch weitergehen werden, könne nur das syrische Volk selbst entscheiden. "Wir erleben einen dieser seltenen historischen Momente: Das Volk spricht. Je brutaler das Regime wurde, desto größer wurden auch die Protestzüge. (...) Das Regime mag sein Ende hinauszögern, aber es kann nicht Millionen von Syrern aufhalten. Auch eine Armee von 300 000 Soldaten kann nicht dauerhaft das Volk bekämpfen. Das Regime wird fallen", sagte Ishak.
Philosoph Lévy fordert Unterstützung der syrischen Opposition mit Waffen
Der französische Philosoph Bernard-Henry Lévy fordert, die syrische Opposition mit Waffenlieferungen und Lufteinsätzen zu unterstützen. Das Massaker von Srebrenica sei "eine klaffende Wunde im Herzen Europas. Unser aller Schande", so Lévy im Interview mit der "Zeit". Wer "Nie wieder!" sage, dürfe deshalb ein Nichteingreifen in Syrien nicht zulassen. Dennoch sei zwischen dem syrischen und dem libyschen Fall zu unterscheiden. "Die Panzer liegen anders, zum Beispiel", so Lévy. "In Bengasi standen sie in den Vororten, in Homs stehen sie mitten in der Stadt. Oder dass wir während der Intervention in Libyen über eine große befreite Zone verfügten, die Kyrenaika. So etwas gibt es in Syrien nicht. Doch im Prinzip handelt es sich um das Gleiche. Für das Nichteingreifen gibt es keine Entschuldigung." Lévy fordert notfalls ein negatives Votum des UN-Sicherheitsrates zu ignorieren: "Am Besten wäre es, über den UN-Sicherheitsrat zu gehen. Aber wenn man da die Geisel der Chinesen und der Russen bleibt, muss man sich eben über sie hinwegsetzen."
Die Sorge, dass eine Intervention in Syrien Israel das taktische Fenster für einen Angriff auf die iranische Atomrüstung öffnen könne, teilt Lévy nicht. "In Syrien zu intervenieren würde Israel nicht ermutigen, sondern einen Krieg gegen den Iran eher unnötig machen, weil Ahmadinedschad geschwächt würde. Moral und Realpolitik marschieren hier ausnahmsweise einmal im Gleichschritt", so Lévy.
Quelle: dts Nachrichtenagentur