IfW-Präsident erwartet weitere Konflikte zwischen den USA und China
Archivmeldung vom 06.05.2019
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Freigeschaltet durch André OttGabriel Felbermayr, Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW), erwartet, dass die Beziehung zwischen den USA und China konfliktbeladen bleiben wird. "Die Tatsache, dass nicht einmal ein Waffenstillstand bei Zöllen möglich gewesen ist, weist auf viel grundlegendere Probleme hin", sagte Felbermayr dem "Handelsblatt".
Er erwartet, dass der US-chinesische Konflikt die Weltpolitik des nächsten Jahrzehnts beherrschen wird: "Und zwar auf allen Ebenen: nicht nur im Handel, sondern womöglich auch militärisch. Es geht um die Weltherrschaft", sagte er. Die Europäer sollten sich zumindest mit Blick auf den Handel viel stärker auf ihre eigenen Kräfte besinnen. "Mit den USA und China liegen genau zwei der 164 Mitgliedstaaten der Welthandelsorganisation WTO in Streit", stellte er fest. Der Rest der Welt sei groß genug, und Europa sollte darin die "Rolle eines Protektors der multilateralen Weltordnung" einnehmen. Allerdings nicht wie bisher nur als Lippenbekenntnis.
"Wir sollten in Europa auf jegliche Abschottung verzichten und Ideen wie den Schutz globaler Champions nicht weiterverfolgen", mahnte er. Europa mit seiner exportstarken Wirtschaft habe ein hohes Interesse an offenen Märkten. Weil China mehr in die USA exportiere als die USA umgekehrt nach China, sind nach seinen Berechnungen die kurzfristigen Wohlstandsverluste für China mit 30,4 Milliarden Euro größer, sollte Trump seine Drohung umsetzen und auch China auf alle Importe Strafzölle von 25 Prozent erheben. Die USA würden 9,5 Milliarden Euro Verlust erleiden, die Europäer 0,9 Milliarden Euro gewinnen. Die langfristigen politischen Schäden dürften für Trump aber wesentlich größer sein: Wenn China Zölle auf Landwirtschaftsprodukte erheben würde, träfe dies die US-Farmer - viele von ihnen Trump-Wähler - hart, so Felbermayr.
Quelle: dts Nachrichtenagentur